Frank G. Pohl: Projekt Akzeptanz. Für eine Schule ohne Homophobie

Abstract: Schule ist ein homophober Ort. Um der homo- und transphoben Realität an deutschen Schulen entgegen zu wirken, ist pädagogische und didaktische Beratung von Lehrkräften erforderlich, besonders in der Aus- und Fortbildung – und zwar von Anfang an. Ebenso gehört dazu beharrliche Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit aller Akteur_innen im Bildungs- und Jugendhilfebereich, um die Tabuisierung zu stoppen. Es ist notwendig, LSBT*IQ –Themen sichtbar zu machen, auch durch Symbole der Akzeptanz. Ein Best-Practice-Beispiel dafür ist das „Come in – Wir sind offen“-Schild im Rahmen des Antidiskriminierungsprojekts Schule der Vielfalt.

Stichwörter: Akzeptanz, Antidiskriminierung, Heteronormativität, Homosexualität, Homophobie, Inklusion, sexuelle Vielfalt, Transphobie

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Wie die Initiative zu „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ entstand
  3. Begriffsklärung
  4. Zahlen und Fakten
  5. Die Kampagne „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie”
  6. Das Schulprojekt
  7. „Schule ohne Homophobie“ im Kontext von Jugendarbeit
  8. Aktuelle Agenda
  9. Ausblick
  10. Literatur

1. Einleitung

Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie ist ein inklusives Antidiskriminierungsprojekt mit dem Ziel, dass im Bildungsbereich Vielfalt anerkannt wird. Denn Menschen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Ein Unterschied betrifft ihre sexuelle und geschlechtliche Identität. Im (Schul-) Alltag werden Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität häufig als „normal“ angesehen und diejenigen, die „anders“ sind, ausgegrenzt.
Während im Unterricht "gleichgeschlechtliche Lebensweisen" meist kein Thema sind, werden sie aber doch immer wieder im Schulalltag thematisiert - oft in Form von Unverständnis, verbaler Abwertung oder Mobbing gegenüber einzelnen Schüler_innen[1].
Deshalb haben Schwule, Lesben, Bisexuelle und Trans*-Menschen auch an den Schulen Angst davor beleidigt und ausgegrenzt zu werden. In einem Bericht der EU-Kommission heißt es dazu:
„Homo-/Transphobie ist eines der größten Probleme an deutschen Schulen. 73 %
der LGBT-Schüler haben in der Schule noch nie offen über ihre sexuelle Orientierung gesprochen. 64 % haben negative Kommentare über ihre Klassenkameraden gehört, die als LGBT wahrgenommen werden.“[2]

In der Sonderauswertung der Bielefelder Studie zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in NRW wird deutlich, dass Homophobie unter Jugendlichen sogar leicht zugenommen hat, während sie in der Altersgruppe der Älteren abnimmt.[3] Eine Mehrheit aller Schüler_innen meint daher, dass es besser sei, sich nicht in der Schule zu outen. Das gilt auch für homosexuelle Lehrkräfte.
Das Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie (im Weiteren: Schule der Vielfalt) setzt an dieser Problemlage an, begleitet Schulen bei ihrem Weg zu mehr Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, unterstützt sie bei Aktionen gegen Homophobie und Transphobie, der Einbettung des Themas Homosexualität in den Unterricht sowie durch Öffentlichkeitsarbeit.
Im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit zeigt Schule der Vielfalt bei Präsentationen, Infoveranstaltungen und in Workshops, wie alle Beteiligten in der Schule aktiv werden können für sexuelle Vielfalt und gegen Homo- und Transphobie. Für den Bereich der Aus- und Fortbildung von (angehenden) Lehrkräften berät Schule der Vielfalt Ausbildungsinstitutionen und Mulitplikator_innen. Zugleich stellt das Projekt auf seiner Homepage www.schule-der-vielfalt.de Informationen und Materialien für Lehrkräfte, Schulleitungen, Eltern und am Bildungsprozess Interessierte bereit.
Das Schulprojekt arbeitet daran, weitere „offene Schulen“ als Projektschulen zu gewinnen, die sich gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*-Menschen und für mehr Akzeptanz einsetzen. Dabei haben die Schulen, die öffentlich sichtbar das Projektschild „Come in“ anbringen und als Projektschulen die Selbstverpflichtung zur Erfüllung der Qualitätsstandards[4] eingehen, Modellcharakter.
Am Netzwerk von „Schule ohne Homophobie“ teilnehmende Projektschulen behaupten nicht, sie seien eine Schule, an der es keine Diskriminierung zum Beispiel aufgrund der Herkunft, der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, des Geschlechts oder aufgrund von Behinderungen gebe. Vielmehr haben sie den Anspruch, sich mit diesen gesellschaftlich tief verwurzelten Problemen von Diskriminierungen bewusst und nachhaltig auseinanderzusetzen. Für das Projekt sind diese Ansätze zur Akzeptanz wichtige Aspekte für einen respektvollen Umgang und ein gutes Schulklima.

 

2. Wie die Initiative zu „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ entstand

Im Jahr 2008 riefen die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben und Schwule in NRW und die lesbisch-schwule Schulaufklärung (SchLAu) NRW gemeinsam die Initiative zu „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ ins Leben.[5]
Ein Auslöser dafür war die Kenntnis von konkreten, zum Teil schwerwiegenden, Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen sowohl von Schüler_innen als auch von Lehrkräften. Bei der weiteren Evaluation des Themas wurde deutlich, dass an vielen Schulen ein Klima herrscht, das von Unwissenheit, Ängsten, Vorurteilen und feindlichen Haltungen gegenüber Homosexualität geprägt ist. Dies äußert sich im abwertenden Gebrauch des Wortes „schwul“, aber auch in konkreten verbalen und körperlichen Übergriffen gegenüber lesbischen, schwulen und bisexuellen Schüler_innen und Lehrkräfte (siehe 3. Zahlen und Fakten).
Die regionalen Teams von SchLAu NRW begegnen diesem Klima seit dem Jahr 2000 mit dem Angebot von Schulaufklärungsworkshops, bei denen die Themen Homo- und Bisexualität sowie Transgeschlechtlichkeit methodisch aufgearbeitet werden. Durchgeführt werden die Workshops von geschulten Teams von lesbischen und schwulen bzw. trans*- und bisexuellen Ehren- und Hauptamtlichen: Diese ermöglichen den direkten Kontakt und stehen den Schüler_innen als role models für alle Fragen zu lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Lebensweisen zur Verfügung.
Die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit sensibilisiert und informiert seit 2003 unter anderem zum Thema „Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen von lesbischen, schwulen und bisexuellen Jugendlichen“ und verweist Betroffene an ein von ihr betreutes Netzwerk von Anlaufstellen in NRW weiter.
Beide Institutionen haben den Anspruch, Diskriminierung und Gewalt frühzeitig vorzubeugen. Sie hatten jedoch 2008 den Eindruck, dass die bisherigen Anstrengungen zur Bekämpfung von Homophobie in der Schule nicht ausreichend sind.

Häufig sind mangelnde Reaktionen auf homophobe Äußerungen aber auch ein Ausdruck von fehlendem Know-how. Das Thema „Homophobie“ sowie geeignete Maßnahmen zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Lesben und Schwulen sind weder Teil der Lehrkräfteausbildung, noch gibt es Lehrpläne oder offizielle Unterrichtsmaterialien dazu. Angesichts dieser Ausgangslage verwundert es nicht, dass es Lehrkräften häufig an Ideen mangelt, wie dem Thema „Homosexualität“ außerhalb des Biologieunterrichts sinnvoll und situationsadäquat begegnet werden kann. Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter_innen, die bereits gegen Homophobie aktiv sind, verweisen außerdem darauf, dass ein „gewisses Standing“ notwendig ist, um offen negativen Reaktionen der Jugendlichen auf das Thema „Homosexualität“ zu begegnen und Konflikte, die darüber in den Schulklassen entstehen können, aufzufangen.
Dies bedeutet, dass ähnlich wie beim Thema „Rassismus“[6] oder dem Thema „Mobbing“ insgesamt, Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, die es Lehrkräfte leichter machen, Maßnahmen gegen Homophobie in den Schulalltag zu integrieren. Dazu muss das Thema anders als bisher auf die Agenda von Schulverwaltung und Schulpolitik gesetzt werden. Die Initiative „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ hat im Jahr 2008 mit einer Kampagne und einem Schulprojekt begonnen, diese unterschiedlichen Aspekte des Themas „Homophobie in der Schule“ aufzugreifen.
Bisher nicht explizit im Konzept „Schule der Vielfalt“ berücksichtigt ist der Aspekt der geschlechtlichen Vielfalt, der die Akzeptanz der Geschlechtsidentität von trans*- und intersexuellen Jugendlichen beinhaltet. Die Implementation des Themas „Transphobie“ in das Projekt wurde im Jahr 2013 begonnen (s.u.).

3. Begriffsklärung

3.1. Homophobie

Um das Phänomen von Lesben- und Schwulenfeindlichkeit in der Schule zu beschreiben, haben sich die Initiator_innen von Schule der Vielfalt für den Begriff „Homophobie“ entschieden.[7] Gemeint sind damit alle negativen Einstellungen gegenüber Lesben und Schwulen, die sich in Vorurteilen und Abwertung, der Befürwortung von Diskriminierung bis hin zur eigenen Diskriminierung oder Gewaltausübung äußern können.
Auch wenn der Begriff „Phobie“ auf Angst als Ursache von feindseligen Einstellungen gegenüber homosexuellen Menschen verweist, hat Homophobie keine Gemeinsamkeiten mit einer klassischen Angststörung. Während bei Jugendlichen durchaus Angst vor eigenen noch ungeklärten Persönlichkeitsanteilen eine Ursache von Homophobie darstellen kann, ist Homophobie wie Rassismus, Sexismus oder Antisemitismus vor allem in seiner sozialen, gesellschaftlichen und politischen Dimension zu sehen.
Als Ursache für Abwehr und Hass gilt deshalb vor allem die Wahrnehmung, dass Lesben und Schwule durch ihren Lebensentwurf von der sozialen Norm eines bipolaren und dualen, ausschließlich auf Heterosexualität ausgerichteten Geschlechtersystems abweichen.[8] Die gesellschaftliche Abwertung von Lesben und Schwulen wird zudem durch Vorurteile legitimiert, die durch eine lange Geschichte gesellschaftlicher und staatlicher Repression (insbesondere die NS-Zeit und die Strafverfolgung in der Nachkriegszeit) gestützt wurden. Die Geschichte staatlicher Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebensentwürfen und eines aktiven Diskriminierungsschutzes ist noch sehr jung. Elemente struktureller Diskriminierung bestehen weiterhin fort.

3.2. Sexuelle Identität und sexuelle Vielfalt

Der Begriff „sexuelle Identität“ „bezieht sich auf das Geschlecht, zu dem sich ein Mensch emotional, partnerschaftlich und sexuell hingezogen fühlt. Dies berührt und beeinflusst das ganze Spektrum sozialer, emotionaler und partnerschaftlicher Beziehungen. Menschen, „die in ihrer Partnerinnen- oder Partnerwahl ganz auf das eigene Geschlecht ausgerichtet sind, sind lesbisch oder schwul“ [9].
Mit dem Begriff „sexuelle Vielfalt“ meinen wir ein Klima, in dem Hetero-, Bi- und Homosexualität gleichermaßen sichtbar und akzeptiert sind. In Bezug auf Trans* und Inter* wird von geschlechtlicher Vielfalt gesprochen.

4. Zahlen und Fakten

Ein Grund dafür, dass der Umgang mit dem Thema „Homosexualität“ an der Schule vernachlässigt wird, ist die Unsichtbarkeit lesbisch-schwuler Schüler_innen (und Lehrkräfte) im Schulalltag. Auch wenn es keine gesicherten Zahlen über den Anteil von Lesben, Schwulen und Bisexuellen an der Gesamtbevölkerung gibt, kann Schätzungen zufolge von einem Anteil von 5–10 % der Schüler_innen und Lehrkräfte mit gleichgeschlechtlicher Identität ausgegangen werden sowie von einem unbekannten Anteil an bisexuellen Schüler_innen und Lehrkräften.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der häufig vernachlässigt wird, ist, dass sich Jugendliche lange vor dem Erwachsenwerden bereits mit ihrer sexuellen Identität auseinandersetzen. Eine Untersuchung der Senatsverwaltung Berlin zeigte bereits 1999, dass 42 % der Mädchen und 62% der Jungen ihr Coming-out vor ihrem 18. Geburtstag, ein großer Teil davon sogar bereits vor dem 16. Geburtstag hatte. Eine Studie in NRW ermittelte im Jahr 2005, dass 70 Prozent der Jugendlichen ihr Coming-out zwischen 15 und 21 Jahren hatten.[10] Mittlerweile ist das Coming-out-Alter weiter gesunken. Mitarbeiter_innen von Jugendzentren berichten, dass sich lesbische, schwule und bisexuelle Jugendliche heute zum Teil bereits mit 14 Jahren über ihre homosexuelle Identität im Klaren sind.
Diese Jugendlichen treffen auf Mitschüler_innen, die in erheblichem Maß homophobe, d.h. lesben- und schwulenfeindliche Einstellungen haben und vertreten. So stellte im Jahr 2012 die Studie der Humboldt-Universität in Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung fest, dass 62 Prozent der Grundschüler der sechsten Klasse "schwul" oder "Schwuchtel" sowie 40 Prozent "Lesbe" als Schimpfwort verwenden. Über diskriminierendes Verhalten gegenüber Mitschüler_innen, die homosexuell sind bzw. für homosexuell gehalten werden, berichtet durchschnittlich jede_r dritte Schüler_in in der Hauptstadt.[11] Für NRW kam die Untersuchung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld über „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ zu dem Ergebnis, dass im 10-Jahresvergleich Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben bei über-50-Jährigen deutlich zurückgegangen sind. Bei jungen Leuten bleibt der Anteil der Personen mit Vorurteilen jedoch konstant.[12]
Kontrovers diskutiert werden die Ergebnisse der Studie von Simon (2007)[13], die für Jugendliche mit türkischem, arabischem und russischem Migrationshintergrund höhere Werte in der Ablehnung von Lesben und Schwulen ermittelt hat als für ihre Altergenoss_innen ohne Migrationshintergrund.[14]
Eine große bundesweite Befragung (Lippl 2008,16) [15]von schwulen und bisexuellen Jugendlichen und Männern ergab, dass Schüler allgemeinbildender Schulen in deutlich höherem Maße von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind, als der Durchschnitt der Befragten:

Deutlich sind die häufig fehlenden Reaktionen in der Schule:

57 Prozent der befragten Schüler kommen deshalb zu dem Schluss, dass es besser ist, sich nicht an der Schule zu outen!
Zu ähnlichen Ergebnissen auch im Hinblick auf lesbische Schülerinnen kamen Umfragen der Senatsverwaltung Berlin (Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport des Landes Berlin 1999) und des Niedersächsischen Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales (Niedersächsisches Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales 2001).
Für Jugendliche mit lesbisch-schwuler Identität und Schüler_innen, die für homosexuell gehalten werden, weil sie von vorherrschenden Geschlechterstereotypen abweichen, bedeutet die Tolerierung eines homophoben Klimas, dass Schule für sie keinen geschützten Rahmen bildet und sie in ihren Lern- und Entwicklungschancen eingeschränkt sind. Über die Hälfte dieser Jugendlichen ist damit beschäftigt, aus Angst vor Ausgrenzung die eigene Identität vor sich selbst und anderen zu verbergen. Ebenso viele haben schon einmal darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen. 18 Prozent der Schüler_innen haben einen Suizidversuch unternommen.[16]

5. Die Kampagne “Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie”

Ziel der Kampagne “Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie” ist es, eine breite gesellschaftliche Öffentlichkeit für die Ächtung von Homophobie in der Schule herzustellen und so sowohl strukturelle als auch individuelle homophobe Diskriminierung und Gewalt in Schulen zu stoppen.
Dabei war und ist es zunächst notwendig, darüber zu informieren, wie sich Homophobie an der Schule äußert und warum diese sowohl für betroffene Schüler_innen und Lehrkräfte als auch die Schulgemeinschaft als Ganzes ein Problem darstellt. Homophobie wird – das wurde im Vorfeld der Kampagne deutlich – häufig nicht erkannt oder anders als zum Beispiel Rassismus nicht als problematisch eingestuft.
Darüber hinaus gibt es von Seiten der Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen sowie der Schulverwaltung und Teilen der Politik Vorbehalte dagegen, das Thema „Homosexualität“ aktiv in der Schule zu thematisieren. Als Grund dafür wird häufig genannt, dass Homosexualität – wie Sexualität überhaupt – kein Thema an der Schule sei. Seltener offen geäußert werden eigene Vorbehalte oder negative Einstellungen, zu denen das Vorurteil gehört, dass Jugendliche durch die offensive Bearbeitung des Themas „Sexuelle Identität“ zur „Homosexualität verführt“ werden könnten. Widerstand entsteht auch in Bezug auf die Frage, warum sich eine Mehrheit mit dem Thema einer Minderheit auseinandersetzen muss.
Die Kampagne hat das Ziel, diese Vorbehalte aufzugreifen, zu sensibilisieren und zu informieren. Vor allem will sie deutlich machen, wie massiv „Homosexualität“ von den Jugendlichen selbst an der Schule bereits thematisiert wird, häufig ohne jede pädagogische Intervention.

Mittel- und langfristig will die Kampagne Folgendes erreichen:

Die Zielgruppe der Kampagne sind zum einen alle Akteur_innen der Schulgemeinschaft: Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter_innen, Schüler_innen und Eltern. Die Kampagne hat hier auch die Funktion eines Türöffners für das Schulprojekt (siehe 6.). Zum anderen richtet sich die Kampagne an Akteur_innen aus Politik und Schulverwaltung.

6. Das Schulprojekt

6.1. Inhalt und Arbeitsweise des Projektes

Fünf Jahre nach dem Start der Initiative gab es am Ende des Schuljahres 2011/2012 fünf Schulen, die sich öffentlich zu einer „Schule der Vielfalt“ erklärten. Zwei Jahre später, am Ende des Schuljahres 2013/14 hat sich die Zahl noch einmal verdoppelt.
Das Schulprojekt stellt dazu auf der zentralen Homepage www.schule-der-vielfalt.de Informationen und Materialien bereit, die Schulen dabei unterstützen, sich für die Ziele des Projektes einzusetzen. Dazu gehören:

Eine Datenbank stellt Materialien für den Unterricht bereit. Berücksichtigt werden unterschiedliche Fächer wie z.B. Religion, Ethik, Deutsch, Kunst, Sozialkunde, Biologie, Latein, Englisch und Französisch sowie unterschiedliche Klassenstufen (von Klasse 7 bis zur gymnasialen Oberstufe).
Die Unterrichtsmodule wurden so aufgearbeitet, dass eine Zusammenfassung, eine Anleitung, Arbeitsmaterialien, Hinweise zur Nachbereitung und weiterführende Materialien auf der Homepage oder in einer Druckversion als pdf-Datei abrufbar sind.

Hier werden Ideen für Projekte außerhalb des Unterrichts vorgestellt. Dieser Bereich ist bisher am Wenigsten ausgebaut. Hier sollen zukünftig schwerpunktmäßig „best-practice“-Beispiele aus schulischer und außerschulischer Arbeit mit Jugendlichen vorgestellt werden.

SchLAu NRW bietet lebendige Workshops mit authentischen, qualifizierten ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter_innen an. Im Zentrum steht die Begegnung zwischen Jugendlichen mit lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Personen. Die dahinterstehende Idee ist, dass Vorurteile und Klischees durch die direkte Begegnung wirkungsvoll hinterfragt und abgebaut werden können. Durch verschiedene antidiskriminierungspädagogische Methoden können die Jugendlichen ihr Wissen, ihre Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans* reflektieren und verändern lernen.
Diese Workshops sind ein integraler Bestandteil des Projektes „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“. Schulen, die mit SchLAu zusammenarbeiten wollen, können Workshops bei den regionalen Gruppen anfragen.

6.2 Sichtbarkeit als Projektschule

Insgesamt äußerte eine Vielzahl von Schulen seit Projektbeginn Interesse daran, am Projekt teilzunehmen. Dies ist jedoch häufig nur der erste Schritt, bis es tatsächlich zu einem offiziellen Projektstart kommt. Nach den bisherigen Erfahrungen vergeht danach häufig noch mehr als ein halbes Jahr, in dem das Thema intensiv und mit Unterstützung der Vertreter_innen von „Schule ohne Homophobie“ innerhalb der Schule kommuniziert wird. Mindestens vorausgesetzt wird, dass die Schule ihre Projektteilnahme mit dem Schild „Wir sind offen“ sichtbar macht und öffentlich die Selbstverpflichtung eingeht, sich gegen Homo-und Transphobie zu engagieren.
Neben der Notwendigkeit den Bekanntheitsgrad des Projekts weiter zu erhöhen, ist schon jetzt deutlich geworden, dass Schulen im Prozess auf dem Weg zur Projektschule intensive Beratung und Unterstützung benötigen.
Darüber hinaus gibt es Schulen, die „Homosexualität“ zwar im Unterricht thematisieren (auch mit Hilfe der Materialien auf www.schule-der-vielfalt.de), aber bezüglich einer öffentlichen Erklärung zur Projektschule von Schule der Vielfalt zögern.

Gründe von Schulen, sich nicht für eine Projektteilnahme zu entscheiden, waren u.a.:

Diese unterschiedlichen Argumentationen zeigen, wie wichtig es ist deutlich zu machen, dass Schule der Vielfalt ein Projekt inklusiver Akzeptanz- und Antidiskriminierungsarbeit ist. Es gilt im Sinne von Schulgesetz und AGG zu verdeutlichen, dass durch die Projektteilnahme ein diskriminierungs- und diversitätssensibles Klima gefördert wird, das für das erfolgreiche Lernen aller Schüler_innen hilfreich ist.

6.3 Einzelne Schulen gehen voran

Bisher haben sich zehn (von mehr als 6000) Schulen in NRW dafür entschieden, als ganze Schulgemeinschaft am Projekt teilzunehmen und dieses Engagement öffentlich zu machen. Eine elfte Schule geht zu Beginn des Schuljahrs 2014/ 2015 an den Start. Jede dieser Schulen hatte einen anderen Zugang zum Projekt und setzte die Grundidee des Projektes auf unterschiedliche Weise um. Für interessierte Schulen sind sie eine Art „Präzedenz-Schulen“. Ihr Werdegang soll deshalb im Folgenden etwas ausführlicher beschrieben werden.
Als erste Schule hat die Joseph-Beuys-Gesamtschule aus Düsseldorf ihr Engagement gegen Homophobie und für Vielfalt öffentlich gemacht. Im Schaukasten nahe dem Haupteingang ist deutlich das „Come in“ als Aufkleber des Projekts zu sehen zusammen mit zwei Plakaten des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), die das Thema Akzeptanz von Lesben und Schwulen mit Migrationshintergrund aufgreifen. Die Joseph-Beuys-Schule plant in Zukunft jedes Jahr diverse Veranstaltungen mit SchLAu Düsseldorf. Außerdem soll in Form von Projekttagen das Thema „Homosexualität“ mit der ganzen Schule bearbeitet werden.
Als zweite Schule hat sich die Gesamtschule Niederzier/Merzenich offiziell der Initiative „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ angeschlossen. Bei einer Tagung der Schüler_innenvertretung zum Thema „Meinungsfreiheit und Schule der Vielfalt“ war das Aufklärungsteam von SchLAu Köln mit zwei Workshops vertreten. Insgesamt fanden an diesem Tag sechs verschiedene Blöcke zum Thema „Homosexualität“ statt.
Die Schule führte außerdem einen „sponsored walk“ für ein lesbisch-schwules Jugendzentrum und die Kampagne „Schule ohne Homophobie“ durch. Der Erlös von 5.000 € wurde bei einer großen Schulfeier öffentlich überreicht.
Diese Veranstaltungen haben eine ganze Schule für das Thema „Homophobie“ sensibilisiert. Im Vergleich müsste ein Schulaufklärungsteam ein halbes Jahr lang Workshops durchführen, um die gleiche Anzahl Schüler_innen zu erreichen. Ein weiterer Erfolg ist, dass sich aufgrund der Veranstaltungen mehrere Jugendliche den Weg ins lesbisch-schwule Jugendzentrum anyway fanden. Zwei davon sind offen geoutet und berichteten im persönlichen Kontakt über eine Änderung des Verhaltens und eine Sensibilisierung anderen Lebenskonzepten gegenüber bei ihren Mitschüler_innen.
Als dritte bzw. vierte Schule ist die Hauptschule und das Gymnasium Odenthal zu nennen. Vor dem offiziellen Start gab es eine Sitzung der Schüler_innenvertretung (SV), bei der eine Präsentation des Projektes erfolgte. In einer gemeinsamen Diskussion einigten sich die Schülervertreter_innen aus beiden Schulen darauf, mit ihren Schulen am Projekt teilzunehmen.
Die Auftaktveranstaltung fand im Rahmen eines Filmnachmittags verpflichtend für die neunten Klassen beider Schultypen und offen zugänglich für alle statt. Es wurde ein britischer Film mit Coming-out -Thematik (Get Real – Von Mann zu Mann) gezeigt. Neben Pfiffen, „Buh“-Rufen und Witzen gab es eine Vielzahl von diskriminierenden und abwertenden Äußerungen von Seiten der Schüler_innen. Bei der anschließenden Diskussion, thematisierten die Schulaufklärer_innen von SchLAu, die möglichen Gefühle, der unsichtbaren, teilnehmenden lesbischen und schwulen Schüler_innen. Auch die Betroffenheit der Aufklärer_innen selbst wurde angesprochen. Nur selten ist es in der Praxis möglich, so konkret zum Thema „Homophobie“ zu arbeiten. Auch die anwesenden Lehrkräfte wurden durch die Reaktionen der Schüler_innen in ihrem Engagement gegen Homophobie an der Schule bestärkt. Im Anschluss wurden dann mit einigen Schüler_innen und den SV-Lehrkräfte die Aufkleber an den Schultüren angebracht.
Das Gymnasium Rodenkirchen begann als fünfte Bildungseinrichtung sein Engagement gegen Homophobie im Beisein des Bürgermeisters und der Presse mit einer Filmvorführung, einer Podiumsdiskussion und der feierlichen Anbringung des Aufklebers an der Eingangstür der Schule. Hier gaben die massiven Mobbingerfahrungen eines Schülers, der sich geoutet hatte, den Ausschlag das Thema „Homophobie“ sowohl in der Klasse des Schülers als auch durch die Schülervertretung aufzugreifen. In Zukunft will sich die Schule gegen Diskriminierung jeglicher Art wenden, nicht nur in der Schule, sondern auch in ihrem Stadtteil.
Als sechste Projektschule erklärte mit der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule (Sprockhövel) im Landesteil Westfalen die erste Schule ihre Teilnahme am Projekt. Seit Beginn des Jahres 2012 hatte sich eine Arbeitsgruppe von zehn Schüler_innen der Oberstufe mit dem AG-Namen „Pro Homo“ gebildet. Mit Unterstützung der Rosa Strippe e.V. in Bochum beschäftigten sich die Schüler_innen einmal im Monat mit dem Thema sexuelle Orientierungen und der Lebenssituation von jungen Lesben und Schwulen. Schnell war klar, dass ihr freiwilliges Engagement auf die ganze Schule ausstrahlen soll. Mit Unterstützung der Schulsozialarbeiter_innen, eines Beratungslehrers und des Schulleiters entstand das Programm für einen Aktionstag, an dem alle Klassen ab Stufe 6 beteiligt waren. Am Dienstag, dem 04.09.2012 starteten im Rahmen des 25. Jubiläums der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule mehrere Aktionen zum Thema Vielfalt und Toleranz. Im Rahmen eines Festaktes wurde erstmals ein Schild des Projektes „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie" neben dem Eingang der Schule enthüllt. Anschließend ließen die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Hunderte Luftballons in Regenbogenfarben steigen, um symbolisch zu zeigen, wie bunt und offen ihre Schule ist.
Das Kölner Richard-Riemerschmid-Berufskolleg(RRBK) hat sich im Rahmen seines Sommerfestes am 20.09.2013 offiziell zur Projektschule von Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie erklärt. Bei der Feier schraubten die Engagierten – samt dem Schulleiter Herrn OStD Schäfer – das Projekt-Schild „Come in - Wir sind offen! lesbisch, schwul, bi, hetero, trans*“ an.
Das RRBK engagierte sich bereits im Frühjahr gegen Homophobie, u.a. mit einem Plakatwettbewerb. Ca. 100 Schüler_innen der Gestaltungsklassen nahmen an dem Wettbewerb teil. Als erstes teilnehmendes Berufskolleg in NRW wird das RRBK auch in Zukunft Raum geben für Unterrichtsprojekte im Rahmen von Antidiskriminierungsarbeit zu den Themen Homo- und Transphobie. Das RRBK ist die siebte Projektschule von Schule der Vielfalt. In NRW gibt es über 6000 Schulen, davon 379 Berufskollegs.
Im Frühjahr 2014 verbanden sich zwei weitere Schulen mit dem Antidiskriminierungsnetzwerk von Schule der Vielfalt. Am 31.03.2014 wurde dieIntegrierte Gesamtschule Paffrath (IGP) offiziell zur achten Projektschule. Die Schülervertretung (SV) der IGP hatte sich schon lange das Ziel gesetzt, dass ihre Schule eine „Schule der Vielfalt“ wird. Im Jahr 2012 beschloss die Schulkonferenz der IGP bereits die Teilnahme am Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt. Mit einer kleinen Feier wurde nun der öffentlich sichtbare Startschuss gegeben. Die Integrierte Gesamtschule Paffrath (IGP) steht als weltoffene Europaschule für ein Lernklima, bei dem sich jede_r ungestört und frei von Diskriminierungen entfalten kann und möchte somit auch ein Zeichen gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität setzen.
Am 28.05.2014 erklärte sich die Erich-Kästner-Schule zur ersten Schule der Vielfalt in Bochum. Ein Aktionstag "Schule ohne Homophobie - Schule der Vielfalt" stand im Mittelpunkt des Projektstarts in Bochum. Mit Unterstützung des Landeskoordinators und dem Projekt SchLAu Bochum (schwul lesbisch bi trans* Aufklärung) unter dem Dach der Rosa Strippe e.V. wurde der Projekttag vorbereitet, an dem Workshops zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt stattfanden. Die letzte und damit zehnte Schule im Schuljahr 2013/2014 wurde die Realschule am Stadtpark in Schwerte.
Mit zehn Schulen hat sich die Zahl im vergleich zum Beginn der Kooperation im Jahr 2012 verdoppelt. Auch wenn dies als Erfolg zu werten ist, so ist die Zahl der teilnehmenden Schulen gemessen an der Gesamtzahl der Schulen in NRW gering.
Neben der Notwendigkeit den Bekanntheitsgrad des Projekts weiter zu erhöhen ist, ist schon jetzt deutlich geworden, dass Schulen im Prozess auf dem Weg zur Projektschule intensive Beratung und Unterstützung benötigen. [17]

6.3 Projekte zur Sensibilisierung im Schulumfeld

Bei einer Vielzahl von Schulen führte die Auseinandersetzung mit dem Thema „Homophobie“ dazu, dass verstärkt Projekte zum Thema „sexuelle Vielfalt/Homophobie“ durchgeführt wurden, auch ohne, dass sich die Schulen für eine offizielle Teilnahme entschieden. Am häufigsten wurden Workshops im Rahmen von Projekttagen oder als vierstündige Schulaufklärungsveranstaltung mit SchLAu durchgeführt.[18]
Beispiele für weitere Projekte zur Thematisierung des Themas „Sexuelle Identität/ Homophobie“ sind:

Eine Vielzahl weiterer Projektideen wurde im Rahmen eines Jugendwettbewerbs gegen Homophobie eingereicht (siehe 7.2 „Schwule Lesbe!?“ – Jugendwettbewerb gegen Homophobie).

6.4 Schule ohne Homophobie – nur für Regelschulen?

Im Projekt Schule der Vielfalt gibt es bisher kein Konzept für die Aufklärung von Jugendlichen mit Förderbedarf. Umso erfreulicher war es, dass durch die regionale Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt im Jahr 2009 Kontakt zu zwei Förderschulen entstand, die Interesse an einem umfassenden Aufklärungsangebot zum Thema „Homosexualität – Homophobie“ äußerten.

Die zweite Veranstaltung fand an der Alfred-Delp Schule in Hamm statt. Die Kinder[19] zwischen 12 und 14 Jahren waren stark geistig und teilweise körperlich eingeschränkt. Die Gruppe umfasste zehn Jungen und zwei Mädchen. Für die Schulaufklärer_innen stellte die Differenz zwischen den kognitiven Fähigkeiten der Schüler_innen einerseits und dem Grad der sexuellen Reife andererseits eine neue Herausforderung dar. Die dreistündige Veranstaltung wurde von der Lehrerin und einer Sozialarbeiterin begleitet. Auch diese Schule möchte ihr Engagement mit dem Aufkleber von „Schule ohne Homophobie“ deutlich machen und weitere Aufklärungsveranstaltungen mit SchLAu Münster durchführen.

 

7. „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ im Kontext von Jugendarbeit

7.1 Handlungsbedarf auch in der Jugendhilfe

Eine Befragung der Koordinierungsstelle München bestätigt die Erfahrungen aus der Praxis, dass Jugendliche in der offenen Jugendarbeit und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe ähnlichen Bedingungen ausgesetzt sind, wie in der Schule (Landeshauptstadt München, Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen 2011). Befragt wurden knapp 800 Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in München zu ihrer Einschätzung der Situation von homosexuellen Jugendlichen und Eltern. Es handelt sich hierbei um die größte kommunale Studie zu dieser Thematik im deutschsprachigen Raum.
Zentrale Kernaussagen der Studie zum Thema „Homophobie“ und dem Umgang damit in der Jugendhilfe sind:

Diese Erkenntnisse legen den Schluss nahe, dass es in der Jugendhilfe dringend Maßnahmen gegen individuelle und strukturelle Homophobie bedarf und dass auch Erkenntnisse, Praxisansätze und Erfahrungen aus dem Projekt „Schule der Vielfalt“ auf dieses Arbeitsfeld übertragen werden können.

7.2 „Schwule Lesbe!?“ – Jugendwettbewerb gegen Homophobie

Im Projekt Schule der Vielfalt fand eine Verbindung der schulischen und außerschulischen Jugendarbeit gegen Homophobie über den Jugendwettbewerb „Schwule Lesbe!?“ statt. Dieser wurde aus Mitteln des Landesjugendplanes gefördert und richtete sich an junge Menschen bis 27 Jahre.
Ziel des Wettbewerbs war es, Projektideen zu sammeln, die sowohl in der Schule als auch in der außerschulischen Jugendarbeit umgesetzt werden können. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: über 22 kreative Ideen gegen Homophobie wurden von 184 Jugendlichen eigenständig oder im Rahmen von Workshops und Schulprojekten erarbeitet und eingereicht. Alle Projekte sind auf der Homepage www.schule-der-vielfalt.de dargestellt. 

8. Aktuelle Agenda

8.1 Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie in NRW

Unter dem Motto „Vielfältiges NRW mit gleichen Rechten“ hat die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 2012 festgestellt: „Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle (LSBTTI) sind ein Teil unserer vielfältigen Gesellschaft.“ (NRW-Koalitionsvereinbarung vom Juni 2012, 138) Sie hat sich die Gleichberechtigung und den Abbau von Diskriminierungen als Ziel gesetzt. Bereits im Herbst 2010 hatte das Kabinett die Einrichtung einer Planungsgruppe „Aktionsplan gegen Homophobie“ beschlossen (Landesregierung Nordrhein-Westfalen 2010).Diese erarbeitete Empfehlungen für 53 Ziele und 156 Maßnahmen, darunter auch konkrete Unterstützungsmaßnahmen für Jugendliche bei der Entwicklung ihrer Identität in Schule und Jugendhilfe. Am 30.10.2012 hat die Landeregierung NRW den Aktionsplan „für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt – gegen Homo- und Transphobie“ beschlossen.[20] Der Aktionsplan wird als „Querschnittsaufgabe der Landesregierung“ von allen Ressorts umgesetzt. Im Bereich der Schule ist das Schulministerium NRW mit Beginn des Schuljahres 2012/2013 Kooperationspartner von Schule der Vielfalt geworden. Im Rahmen dieser Kooperation unterstützt das Schulministerium NRW „Schule der Vielfalt“ durch die Stellung einer hauptamtlichen Landeskoordination des Projekts in Form einer Abordnung. Mit dieser Unterstützung wird für die Projektträger damit ein lange gehegter Wunsch Wirklichkeit und eine „Durststrecke“ in der Handlungsfähigkeit der Initiative überwunden.

8.2 Weiterentwicklung des Schulprojektes

Aufgabe der Landeskoordination von Schule der Vielfalt ist es, das Thema „Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ verstärkt in die Schulen einzubringen. Ziel ist es, ein Schulklima zu schaffen, in dem sich lesbische und schwule Schüler_innen sowie alle in der Schule Beschäftigten, die heteronormativen Vorstellungen nicht entsprechen, wohl fühlen und angstfrei ihre Fähigkeiten erbringen können.
Ein Schwerpunkt ist dabei die Betreuung der Schulen, die „Schule der Vielfalt“ geworden sind. Für sie führt die Landeskoordination seit 2012 jährlich Vernetzungstreffen durch, bei denen sich die Schulen gemeinsam über ihre Erfahrungen und Aktionen austauschen.
Darüber hinaus werden Fachveranstaltungen für Projektschulen, interessierte Schulen und Multiplikator_innen durchgeführt.
Durch Fortbildungen, Vernetzungstreffen, Fachtage und Workshops werden Lehrkräfte in die Lage versetzt, kompetent selbstständige Unterrichtseinheiten zu Homophobie und dem Thema „Homosexualität“ sowie zu„Transsexualiät/trans*“ zu gestalten.
Die Landeskoordination berät Schulen und Schulbehörden bei der Umsetzung im Bildungsbereich. Im Jahr 2013 wurde das Projekt erstmals auch bei zentralen Schulleitungsdienstbesprechungen der Bezirksregierung Köln vorgestellt. In Workshops an den Schulen werden die Erfahrungen aus dem Projekt vorgestellt sowie Tipps gegeben für die Durchführung an der eigenen Schule, wie man „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ werden kann. In den Gesprächen wurden die Unsicherheiten und zahlreichen Fragen auf Seiten von Schulleitungen und Lehrkräften deutlich, wie z. B.:

Anregende Unterrichtsmaterialien und -methoden standen auch bisher schon Lehrkräften als Download auf der Internetseite (www.schule-der-vielfalt.de)kostenlos zur Verfügung. Um die Homepage für User_innen übersichtlicher zu strukturieren und nach den Erfahrungen der letzten Jahre noch stärker an der (Schul-) Praxis von Lehrkräften zu orientieren, wird die Menüstruktur zurzeit überdacht, auf ihre Handhabbarkeit überprüft und die Homepage insgesamt neu aufgebaut. Die hauptamtliche Landeskoordination wird Best-Practice-Projekte auswerten, die Schulen umgesetzt haben und daraus einen Pool bilden mit dem Ziel, den vorhandenen Ideenkoffer mit Anleitungen und Unterrichtsplanungen zu erweitern. Ziel ist es, die Nutzung der auf der Homepage bereitgestellten Unterrichtsmaterialen weiter zu erhöhen.
Insgesamt gilt für die Öffentlichkeitsarbeit – zum Beispiel mittels Werbematerialien und Kampagnenarbeit -, dass sie sich noch stärker als bisher an Bedingungen in den Schulen und Sichtweisen von Lehrkräften orientiert. Hier bietet eine Landeskoordination, die aus dem Schulbereich kommt, neue Ressourcen für das Projekt.

8.3 Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte

8.3.1 Ausbildung der Lehramtsanwärter_innen (Modellprojekt ZfsL Hagen)

Die gesellschaftlichen Anforderungen an Lehrkräfte sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Dies muss sich folglich auch in der Ausbildung von Lehramtsanwärter_innen und dem Vorbereitungsdienst („Referendariat“) sowie der abschließenden Staatsprüfung von angehenden Lehrkräften widerspiegeln.
Das Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) in Hagen möchte hier voran gehen und den Erwerb von Kompetenzen im Bereich „Umgang mit sexueller Vielfalt“ fundiert umsetzen. Am 30. September 2013 startete deshalb ein Pilotprojekt am Hagener Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL). Fachleiter_innen von angehenden Lehrkräften erhielten einen Einblick in die Arbeit mit dem Thema „Sexuelle Vielfalt und Antidiskriminierung“ an Schulen. Das Pilotprojekt steht im Zusammenhang des Hagener Ausbildungsschwerpunkts „Vielfalt als Herausforderung annehmen und Chancen nutzen“. Die Workshops wurden von Schule der Vielfalt und SchLAu NRW durchgeführt.
In einem nächsten Schritt wurden vom 08.04. bis 10.04.2014 alle Lehramtsanwärter_innen Gymnasium/Gesamtschule, Berufskolleg und Grundschule für die Akzeptanzarbeit im Schulalltag sensibilisiert. Die Teilnahme am Workshop war für die Lehramtsanwärter_innen auch in Hinblick auf die Verpflichtung zur fächerübergreifenden Umsetzung der Richtlinien zur Sexualerziehung obligatorisch. Gleichzeitig wird das Studienseminar damit seiner Verpflichtung laut Prüfungsordnung zur Ausbildung von Standards im Kompetenzbereich „Vielfalt als Herausforderung annehmen und Chancen nutzen“ gerecht (Handlungsfeld 2 der Prüfungsordnung in Verbindung mit Handlungsfeld 5, Anlage 1 der OVP vom 01.07.2012).
Nach einer Modellphase 2013/2014 ist geplant, dass zukünftig jeder Jahrgang von Lehramtsanwärter_innen am Seminarort Hagen das Projekt „Schule der Vielfalt“ kennenlernt und zum Umgang mit (sexueller) Vielfalt geschult wird. Im Rahmen von regelmäßig stattfindenden Thementagen mit weiteren Workshops, z. B. zu Inklusion / Menschen mit Behinderung und kultureller Diversität soll der Schwerpunkt „Vielfalt“ dazu beitragen, die Entwicklung der Identität des Seminarorts Hagen zu schärfen. Die Erfahrungen aus dem Hagener Modell sollen einfließen in eine Konzeption zur landesweiten Umsetzung des Aktionsplans der NRW-Landesregierung „für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt – gegen Homo- und Transphobie“ im Bereich Bildung. „Schule der Vielfalt“ hofft, dass das Modell dann auch an den anderen Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung in Nordrhein-Westfalen Schule macht. Schon jetzt zeigt sich allerdings das Problem der nicht ausreichenden Ressourcen des (und der anderen) ZfsL. Der Landeskoordinator wird gemeinsam mit der Koordinierungsgruppe Vorschläge zur Bewältigung dieser wichtigen Aufgabe erarbeiten.

8.3.2 Einbindung von Schule der Vielfalt in die Fortbildung von Lehrkräften

Im Jahr 2012 gab das Schulministerium den Auftrag an die Bezirksregierung Arnsberg ein Fortbildungsmodul zu „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ zu entwickeln. Auf Nachfrage wurde dem Landeskoordinator mitgeteilt, dass der Prozess aufgrund unterschiedlicher Gründe nicht voran geschritten sei. Dieser Prozess wurde nun wieder aufgenommen und mit dem Landeskoordinator ein Gespräch zum Jahresbeginn 2013 in der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg geführt. Es bestand Einvernehmen, möglichst zeitnah ein gutes Angebot zum Thema für Lehrkräfte in NRW zu schaffen.
In einem Arbeitstreffen mit der „Konzept- und Qualifizierungsgruppe (KQG) Werteerziehung“ und dem Landeskoordinator wurden die Kriterien für die Entwicklung eines eintägigen Moduls erarbeitet. Die Bezirksregierung Arnsberg hat die Modulentwicklung nun beauftragt. Das Modul soll den Kompetenzteams zur Werteerziehung im Jahr 2014 vorliegen.

8.4 Inhaltliche und konzeptionelle Weiterentwicklung

8.4.1 Erweiterung um Trans*

Der Name des Projekts „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ (Beschlusslage der Koordinierungsgruppe vom 10.10.12), das ursprünglich als Initiative „Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt“ gegründet wurde, beinhaltet in seinem Titel nicht die Ächtung von Transphobie. Im Projektlabel ist jedoch mittlerweile das Adjektiv „trans*“ enthalten. Damit soll nach außen hin deutlich gemacht werden, dass Schule der Vielfalt einer Entwicklung der Antidiskriminierungsarbeit im Projekt gerecht wird, die sich gegen Heteronormativität richtet. Diese soziale Norm setzt meist unhinterfragt, ein ausschließlich binäres Geschlechtssystem voraus, in welchem das biologische Geschlecht mit Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle und sexueller Orientierung für jeden gleichgesetzt wird.
Im Berichtszeitraum gab es an mindestens einer Projektschule bereits einen Prozess in der Begleitung eines Trans*Kindes. Dabei geht es darum, dass Schule und das schulische Umfeld in einem Lernprozess unterstützt wird, damit das Kind nicht die Schule wechseln muss – wie es in vielen Fällen geschieht. Für das Projekt „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ steht die fachliche Implementation des Themas Transphobie noch aus. Deshalb wurde im Jahr 2013 der Prozess der Einfügung von „trans*“ durch Fortbildungen bzw. Fachveranstaltungen für die SOH-Projektschulen und Interessierte sowie durch eine angepasste Öffentlichkeitsarbeit flankiert.
Als erster Schritt fand am 17.04.2013 der Fachaustausch „Für eine Kindheit und Jugend ohne Transphobie“ in Bochum statt. Der Fachaustausch hatte das Ziel, das Thema für Schule, Jugendhilfe und (Schul-) Verwaltung aufzugreifen, um Perspektiven für die Unterstützung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen und Familien, die das Thema betrifft, zu entwickeln.
In Workshops wurden die Herausforderungen an pädagogische Fachkräfte im Themenbereich Trans* erarbeitet.
Ergebnisse der Workshops (Auszüge)
Hilfreiche pädagogische Haltung


Trans*Jugendliche sind Expert_innen in eigener Sache

allgemein Ismen & Heteronormativität hinterfragen

Homo- und trans*-phobe Äußerungen von Schüler_innen und Kolleg_innen nicht so stehen lassen

Reflektion der eigenen Haltungen und Konzepte zu Geschlechterrollen und Genderperformance (bereits in der Ausbildung)

fragend offen (v.a. in Beratung), empathisch, akzeptierend

realistische Einschätzung der eigenen Kompetenz: Abgabe an Expert_innen

Keine Vorverurteilung: jeden Menschen so nehmen wie er_sie ist

Schutzraum, Raum und Zeit bieten, aufklärend, tolerant

wertschätzend, demokratiepädagogisch

Welche Maßnahmen können dazu führen, dass sich Trans*Jugendliche in sozialen Räumen (Schule, KJH …) wohlfühlen?


Thematisierung / Ahndung von Transphobie unter Jugendlichen

all-gender-Toiletten

Nicht nur von Männern und Frauen sprechen (im mündlichen wie im schriftlichen Sprachgebrauch),

nach Pronomen fragen,

Anrede und Vornamen wählbar machen, wenn möglich auch auf (Abschluss-) Zeugnissen

Vielfalt öffentl. sichtbar machen: Leitbild/ Selbstverständnis

Trans* explizit erwähnen

Ideensammlung für pädagogische Angebote


Expert_innen in den Unterricht einladen / einbinden

Foren für Gespräche schaffen

Fortbildung für Pädagog_innen (u.a. Kollegiums-Fortbildungen)

Aufklärungsarbeit - > SchLAu - Workshops

„Schule der Vielfalt“ werden

Diversity-Beauftragte an jeder Schule

Für den Schulbereich in Nordrhein-Westfalen war es die erste Veranstaltung zum Thema „Trans*“. Damit erfüllte das Projekt für den Bereich Schule hervorragend eine Umsetzung des Aktionsplans der Landesregierung, der sich sowohl gegen Homophobie als auch gegen Transphobie richtet. Mit 62 teilnehmenden Personen aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe und Beratung war die Veranstaltung ein voller Erfolg.[21]

8.4.2 Fachveranstaltung zu Regenbogenfamilien und Schule

Am 14.05.2014 fand der 2. Fachaustausch des Antidiskriminierungsprojekts Schule der Vielfalt statt.
Die Familien und Elternhäuser, aus denen Schüler_innen stammen, unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Zu dieser Vielfalt gehören auch zunehmend gleichgeschlechtliche Eltern mit Kindern, den sog. „Regenbogenfamilien“. Weil die ersten Kinder in den (Grund-) Schulen angekommen sind, die in neuen Familienformen aufwachsen, hat Schule der Vielfalt diese gesellschaftliche Wirklichkeit mit seinem zweiten Fachaustausch frühzeitig aufgegriffen.
Im ersten Teil der Veranstaltung wurden die Themen Familiennormen, Lebenssituation von sog. „Regenbogenfamilien“ und deren Widerspiegelung in deutschen Schulbüchern in drei Vorträgen mit Fragerunde behandelt. In den Workshops im zweiten Teil des Fachtages wurde deutlich, dass genauso wie generell beim Thema Homosexualität Angehörige in Regenbogenfamilien erwarten, dass ihre Familienform in Schule nicht tabuisiert, aber auch nicht als Besonderheit behandelt wird. Vielmehr wird ein selbstverständliches Mitdenken dieser Lebenssituation von Akteur_innen in Schule erwartet, genauso wie ein selbstverständliches Vorkommen in Unterricht und Schulbüchern.
Für den Schulbereich in Nordrhein-Westfalen war es die erste Veranstaltung zu dem Thema.[22]

8.4.3 Fachveranstaltung zu Intergeschlechtlichkeit

Am 24.06.2014 fand eine Veranstaltung zur Frage statt, wie Intergeschlechtlichkeit mit Kindern und Jugendlichen thematisiert werden kann. Dazu standen der Filmemacher Gregor Zootzky und Şefik_a Mai (Berater_in im Kölner Beratungszentrum Rubicon) für Fragen der Akzeptanz gegenüber Inter*Menschen im ersten Pädagogischen Fachgespräch von Schule der Vielfalt zur Verfügung.
Es zeigte sich, dass bei Pädagog_innen einerseits Unsicherheit besteht, wie sie das Thema Intergeschlechtlichkeit z. B. im Unterricht behandeln können, andererseits mangelt es nicht selten neben gesicherten Sachinformationen auch an geeigneten Medien.
Themen, die mit Hilfe des Zeichentrickfilmes „Hermes & Aphrodite“ mit Schulklassen vertieft werden können, sind z. B. Scham und Wahrnehmung des eigenen Körpers, der zunehmend von einem Teil von Jugendlichen nicht selten als „problematisch“ und falsch angesehen wird. Aufgrund entsprechender Szenen im Film, die an Erfahrungswelten Jugendlicher ansetzen, sind weitere Anknüpfungspunkte möglich:

Bei der Veranstaltung wurden zudem grundsätzliche Erwartungen an einen sachgerechten Unterricht formuliert, der sich mit dem Thema Inter* beschäftigt:

Entsprechend fortgebildete Lehrkräfte können auch (z.B. in der Oberstufe) die „Vielfalt der Geschlechter“, den gesellschaftlichen Druck zur „Normalisierung“ und darin eingebettet am Beispiel des Themenbereichs Inter* den Druck seitens der Mediziner_innen und Eltern im Zusammenhang von binärem Denken / Heteronormativität und der daraus resultierende Gewalt thematisieren.
Neben dem Einsatz des Trickfilms von Gregor Zootzky wurde während der Veranstaltung auf weitere Materialien verwiesen.[24]

8.5 Strukturelle Weiterentwicklung

Schule dort „abholen“, wo sie gerade steht, ist auch für einen strukturellen Veränderungsansatz im Bildungsbereich wichtig. Das bedeutet, dass die Landeskoordination auch in administrative Ebenen der Schulbehörden Themen von Schule der Vielfalt auf die Agenda setzen wird. Durch die Beauftragung von Seiten des Schulministeriums sollte dies leichter geschehen als nach den Erfahrungen der Initiative in der Vergangenheit. Zu dieser Sensibilisierungsarbeit gehört:

Aufgrund der Erfahrungen, die bei diesen Veranstaltungen gesammelt werden, wird die Landeskoordination eine Konzeptvorlage ausarbeiten, in denen weitere notwendige Prozesse erläutert werden.  

9. Ausblick

Das Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie hat auch außerhalb von NRW Strahlkraft entwickelt, sowohl über die überregionale Presseberichterstattung als auch über die Präsenz des Projektes auf bundesweit relevanten Veranstaltungen. Die Ansätze sind sowohl für Schulaufklärungsprojekte als auch für Schulbehörden überregional von Interesse.
Es war seit seinen Anfängen Wunsch des Projekts, dass sich weitere Projektableger in anderen Bundesländern in Abstimmung mit dem Stammprojekt in NRW etablieren. So werden schon lange entsprechende Gespräche mit QUEERFORMAT in Berlin geführt. Die Umsetzung des Projekts steht nun in Berlin und in weiteren Bundesländern kurz bevor. Dabei ist im Mai 2014 der Grundstein gelegt worden für eine Vernetzungsplattform von Schule der Vielfalt als Arbeitsgemeinschaft im Rahmen des Vereins Queer Bildung e.V. – einem bundesweiten Netzwerk von Schulaufklärungsprojekten zu LSBTI*. Bei der Umsetzung in anderen Bundesländern ist von Bedeutung, dass regionale Projektträger in der Lage sind, Projektschulen vor Ort zu beraten und bei der Umsetzung der Qualitätsstandards zu betreuen sowie z.B. die jährlichen Vernetzungstreffen für die Schulen durchzuführen. Dabei gibt es – wie schon jetzt in NRW – auch Schulen, die sich engagieren ohne Projektschule zu werden. Diese Schulen werden ebenfalls unterstützt.
Wichtig für den Schul- wie Jugendhilfebereich ist die Haltung, Homo- und Transphobie innerhalb der eigenen Arbeitszusammenhänge nicht zu bagatellisieren, sondern als Thema zu erkennen, an dem sich Vielfalt als Wert für alle Jugendlichen messen lässt. Erst wenn im alltäglichen Lehr- und Lernprozess die sexuelle und geschlechtliche genauso wie die kulturelle Vielfalt – also „Inklusion“ insgesamt – als Bereicherung angesehen und notwendige Unterstützungsressourcen bereit gestellt werden, werden in Zukunft keine Kinder und Jugendlichen mehr zurückgelassen.

10. Literatur

Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Hg.), Forschungsprojekt: Diskriminierung im Alltag. Wahrnehmung von Diskriminierung und Antidiskriminierungspolitik in unserer Gesellschaft, Schriftenreihe der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Bd. 4, Berlin 2008.
Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Hg.), Diskriminierung im Bildungsbereich und im Arbeitsleben. Berlin 2013. Im Internet abrufbar unter: http://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Gemeinsamer_Bericht_zweiter_2013.html?nn=4193516 (30.06.2014)
Bak, Raphael/Trinius, Stephan/Walther, Clara/Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Coming-out im Klassenzimmer. Entscheidung im Unterricht Nr. 01/2011.
Bildungsinitiative Queerformat (Hg.), Mein Kind ist das Beste was mir je passiert ist!. Eltern und Verwandte erzählen Familiengeschichten über das Coming-Out ihrer lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Kinder, Berlin 2012.
Bittner, Melanie/GEW (Hg.), Geschlechterkonstruktionen und die Darstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* (LSBTI) in Schulbüchern. Eine gleichstellungsorientierte Analyse, Frankfurt a.M. 2012.
Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V. (Hg.), Sexualpädagogische Materialien für die Arbeit mit geistig behinderten Menschen, Weinheim u.a. 2009.
Cinar, Melike/Finke, Bastian/Fohsel, Hermann-Josef/Ghattas, Dan Christian/Zirkel, Christof/ Bundesvernetzung Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (Hg.), Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität. Themenheft Diskriminierung 2007.
Czollek, Leah Carola / Perko, Gudrun / Weinbach, Heike, Adultismus. In: Praxishandbuch Social Justice und Diversity: Theorien, Training, Methoden, Übungen. Weinheim und Basel, 2012
Fuge, Martin/Lähnemann, Lela/Wichniarz, Margot/ Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) (Hg.), Lesbische und schwule Lebensweisen. Handreichung für die weiterführende Schulen, Berlin 2006.
GEW (Hg.), Lesben und Schwule in der Schule – respektiert ! ? ignoriert ?! Eine Synopse der GEW-Befragung der Kultusministerien. Frankfurt am Main 2002. Im Internet abrufbar unter:
http://www.netziane.de/Politik/GEW-Befragung.pdf (30.06.2014)
GEW Baden-Württemberg, AK Lesbenpolitik des Vorstandbereichs Frauen (Hg.), Lesbische und schwule Lebensweisen – ein Thema für die Schule. 6. Überarb. Auflage, Stuttgart 2011.
GEW (Hg.), Raus aus der Grauzone – Farbe bekennen. Lesben, Schwule und Trans-Lehrkräfte in der Schule. Frankfurt a.M. 22012.
Jugendnetzwerk Lambda NRW/Schwules Netzwerk NRW (Hg.), Wir wollen‘s wissen. Befragung zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen und bisexuellen Jugendlichen in NRW. Alltagwelten Expertenwelten Bd. 11, Köln 2005. Online verfügbar unter: http://www.vielfalt-statt-gewalt.de/fileadmin/vielfalt-statt-gewalt/pdf/Wir_wollens_wissen2005.pdf(Download 16.10.2012).
Landeshauptstadt München, Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (Hg.), „Da bleibt noch viel zu tun...!“. Befragung von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe zur Situation von lesbischen, schwulen und transgender Kindern, Jugendlichen und Eltern in München, München 2011.
Landeskoordination Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben und Schwule in NRW (Hg.), Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie. Ansätze, Aktivitäten und Ergebnisse 2008 bis 2010, Köln 2010
Landesregierung Nordrhein-Westfalen, Aktionsplan gegen Homophobie. Online verfügbar unter: http://www.nrw.de/meldungen-der-landesregierung/planungsgruppe-aktionsplan-gegen-homophobie-9966/ (16.10.2012).
LesMigraS / Lesbenberatung Berlin (Hg.), Studie zu Gewalt- und (Mehrfach)Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, bisexuellen Frauen und Trans* in Deutschland: „…nicht so greifbar und doch real.“ Berlin 2013. Im Internet abrufbar unter: http://www.lesmigras.de/tl_files/lesbenberatung-berlin/Gewalt%20%28Dokus,Aufsaetze...%29/Dokumentation%20Studie%20web_sicher.pdf (02.07.2014)
Lippl, Bodo, Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Hassgewalt gegenüber bisexuellen und schwulen Jugendlichen im Coming-out, in: Impuls, die Maneo-Fachzeitschrift zu Homophobie und Hate-Crime, Berlin 2008, H. 2, 16–20.
Maurer, Ingrid, Sexualerziehung ist (k)ein Kinderspiel. Materialien für den Unterricht in der Grundschule. Unterrichtsvorschläge Arbeitsblätter, Donauwörth 2011.
Netzwerk Trans*-Inter*-Sektionalität (Hg.): Intersektionale Beratung von/zu Trans* und Inter*. Ein Ratgeber zu Transgeschlechtlichkeit, Intergeschlechtlichkeit und Mehrfachdiskriminierung. Berlin 2013. Im Internet abrufbar unter http://transintersektionalitaet.org/wp-content/uploads/2013/09/tis_brosch_sept-2013.pdf (30.06.2014)
Niedersächsisches Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales (Hg.), Schwule Jugendliche: Ergebnisse zur Lebenssituation, sozialen und sexuellen Identität.Studie des Niedersächsischen Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales, Hannover 2001.
Pohl, Frank G., Bist du schwul, oder was? Jugendbuch, Lernkartei und Arbeitsblätter, Mülheim an der Ruhr 2008.
Pohl, Frank G., Homosexualität und Schule, Mülheim an der Ruhr 2009.
Rattay, Thomas, Volle Fahrt voraus! Schwule und Lesben mit Behinderung, Berlin 2007.
Rudolph, Silke/Jugendnetzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.), Doppelt anders. Zur Lebenssituation junger Lesben, Schwuler und Bisexueller mit Behinderung, Berlin 2001.
Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport des Landes Berlin (Hg.), Sie liebt sie. Er liebt ihn. Eine Studie zur psychosozialen Situation junger Lesben, Schwuler und Bisexueller in Berlin, Berlin 1999.
Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (Hg.), Inklusive Leidenschaft: Lesben, Schwule, transgeschlechtliche Menschen mit Behinderung. Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation, Nr.25, Berlin 2010.
Simon, Bernd, Einstellungen zur Homosexualität. Ausprägungen und sozialpsychologische Korrelate bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, (ehemalige UdSSR und Türkei), in: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie 40( 2007), Göttingen 2007; 87–99.
Timmermanns, Stefan/Jugendnetzwerk Lambda NRW (Hg.), Keine Angst, die beißen nicht! Evaluation schwul-lesbischer Aufklärungsprojekte in Schulen, Aachen 2003.
Timmermanns, Stefan/Tuider, Elisabeth, Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit, Weinheim 2008.
Voß, Heinz-Jürgen, Geschlecht. Wider die Natürlichkeit. Stuttgart 2011.


[1] In den Veröffentlichungen des Projekts wird der Unterstrich, der sogenannte Gender-Gap, verwendet. Die Schreibweise mittels des Unterstrichs (z.B. Schüler_innen) zeigt auf, dass neben weiblich und männlich, weitere Geschlechtsidentitäten, wie z.B. trans- oder intersexuell, existieren. Hinweis: Der Unterstrich wird auch von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes verwendet.

[2] Fünfter Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI), verabschiedet am 5. Dezember 2013, veröffentlicht am 25. Februar 2014, S. 37.
LGBT ist die Abkürzung der englisch sprachigen Bezeichnung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen (LSBT). Im Deutschen wird häufig auch die Abkürzung LSBT*IQ benutzt. Sie steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans* (transssexuell/transgender/transident), intersexuell/intergeschlechtlich, queer. Das Sternchen* steht für weitere Selbstbezeichnungen.

[3] Sonderauswertung 2012: https://broschueren.nordrheinwestfalendirekt.de/herunterladen/der/datei/studie-homophobie-pdf/von/homophobie-in-nordrhein-westfalen/vom/mgepa/1029

[4] Vgl.: http://www.schule-der-vielfalt.de/Qualitätsstandards-von-Projektschulen.pdf

[5] Die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben und Schwule in NRW mit Sitz im RUBICON in Köln ist eine vom Ministerium für Generationen, Emanzipation, Pflege und Alter geförderte Fachstelle zum Thema „Diskriminierung und Gewalt gegenüber Lesben, Schwulen und Trans*Menschen". Die Landeskoordination hat das Ziel, dem Thema „Gewalt gegen Lesben, Schwule und Trans*“ in der Öffentlichkeit Präsenz zu verschaffen, Gewaltprävention zu leisten, Hilfsangebote für Opfer weiter zu entwickeln und Anti-Gewalt-Konzepte in Zusammenarbeit mit der Polizei auszubauen. Träger der Landeskoordination ist das Sozialwerk für Lesben und Schwule e.V., anerkannter Träger der freien Jugendhilfe nach §75 KJHG. www.vielfalt-statt-gewalt.de
SchLAu NRW ist ein Netzwerk von Schulaufklärungsgruppen in Nordrhein-Westfalen, die in der Schwul Lesbisch Bi Trans*-Aufklärungsarbeit vor allem für Jugendliche tätig sind. Junge Ehrenamtliche engagieren sich in den lokalen Projekten. SchLAu NRW ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden und wird durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter jährlich mit einer Förderung unterstützt. Träger des Projekts ist das Schwule Netzwerk NRW e.V., das als Träger der freien Jugendhilfe gemäß § 75 SGB VIII anerkannt ist. www.schlau-nrw.de.

[6] Hinweis zur Zusammenarbeit mit und Abgrenzung zu „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR-SMC): „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist das größte deutsche Schulnetzwerk gegen Rassismus. In den letzten Jahren wurde - neben anderen Diskriminierungsformen wie Sexismus und Behindertenfeindlichkeit - beispielsweise über bundesweite Publikationen auch das Thema „Homophobie“ aufgegriffen. Aufgrund seiner Größe und Popularität ist „Schule ohne Rassismus“ in NRW ein wichtiger Kooperationspartner für das Projekt „Schule ohne Homophobie“.
Gleichzeitig wurde im Hinblick auf „Schule ohne Rassismus“ immer wieder die Frage gestellt, warum es einer weiteren Schulinitiative bedarf, die sich trotz eines Diversity-Blickes schwerpunktmäßig auf das Thema „Sexuelle Identität/Homophobie“ begrenzt. Anhand der Zusammenarbeit in Nordrhein-Westfalen wird deutlich, dass sich die beiden Projekte eher ergänzen als in Konkurrenz zueinander zu stehen.
Das Antidiskriminierungsprojekt Schule der Vielfalt ist aus der Erfahrung entstanden, dass das Thema Homophobie bei einem grundsätzlichen Engagement gegen Diskriminierung häufig weggelassen wird, da sich die Schulen keine eigene Kompetenz zutrauen und das Thema als schwierig eingeschätzt wird. Auch zeigt das Projekt „Schule der Vielfalt“, welch ungleich höherer Bedarf an Information und Sensibilisierung zu leisten ist, um Schulleitungen, Eltern und Lehrpersonal von Maßnahmen gegen Homophobie zu überzeugen.
Ein Zugang von Schulen zu SchLAu bzw. Schule der Vielfalt sind homophobe Übergriffe an Schulen. Diese Schulen wenden sich den bisherigen Erfahrungen nach eher an ein lesben- und schwulenspezifisches Projekt, z.B. auch an die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit. Gefragt ist dann in der Regel auch das Empowerment der Betroffenen und ihrer Unterstützer_innen. Auch Schule ohne Rassismus verweist für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema „Homophobie“ auf die spezifische Kompetenz lesbisch-schwuler Projekte. Gleichzeitig zeigt Schule ohne Rassismus modellhaft, wie das Thema „Homophobie“ inkludiert und die verschiedenen Diskriminierungsthemen miteinander verbunden werden können.

[7] Der Begriff Homophobie wurde Ende der Sechzigerjahre von dem US-amerikanischen Psychotherapeuten George Weinberg geprägt, der damit die Abwehrreaktionen von Berufskollegen gegenüber Homosexuellen beschreiben wollte, wenn sie diese außerhalb von klinischen Zusammenhängen antrafen. Als weitere Begriffe werden Antihomosexualität und Homonegativität diskutiert

[8] Betrifft diese Haltung Trans*Personen, so wird mittlerweile der Begriff „Transphobie“ verwendet.

[9] Landeshauptstadt München 2011, 4

[10] Jugendnetzwerk Lambda NRW 2005, 8

[11] http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sexuelle_vielfalt/Klocke_2012_Akzeptanz_sexueller_Vielfalt_an_Berliner_Schulen_ohne_Anhang.pdf

[12] https://broschueren.nordrheinwestfalendirekt.de/herunterladen/der/datei/studie-homophobie-pdf/von/homophobie-in-nordrhein-westfalen/vom/mgepa/1029; zur Weiterführung: http://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/APuZ_2012-16-17_online.pdf, S. 11 ff.

[13] Zum einen werden häufig in der Diskussion der Studie die geschlechtsspezifischen Unterschiede vernachlässigt, zum anderen wurde eine größere Gruppe von Jugendlichen mit (nicht-türkischem und nicht-russischem) Migrationshintergrund bei der Auswertung der Ergebnisse nicht berücksichtigt.

[14] Die Bezeichnung „Personen mit Migrationshintergrund“ wird in der deutschen Bevölkerungsstatistik genutzt, um neben Ausländern auch Personen erfassen zu können, die zwar deutsche Staatsbürger sind, deren Wurzeln jedoch im Ausland liegen. Zu den Schwierigkeiten bei der Verwendung des Begriffs, die nicht selten eine (Fremd-) Zuschreibung ist, vgl. LesMigras / Lesbenberatung Berlin 2013, 10f. Download der Kurzfassung: http://www.lesmigras.de/tl_files/lesmigras/kampagne/Studie_Zusammenfassung_LesMigraS.pdf

[15] Lippl wertet in seinem Beitrag Ergebnisse der MANEO-Umfrage 2 http://www.maneo.de/infopool/dokumentationen.html- http://www.maneo.de/infopool/dokumentationen.html?eID=dam_frontend_push&docID=45: Gewalterfahrungen von schwulen und bisexuellen Jugendlichen und Männern in Deutschland aus.

[16] Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport des Landes Berlin 1999, 18. Insgesamt ermitteln Studien ein vier- bis siebenmal erhöhtes Suizidrisiko (ebd., 83).

[17] Abb: Gewinner-Plakate des RRBK-Plakatwettbewerbs, die von Projektseite an Schulen verschickt werden. Das Kölner RRBK ist ein Berufskolleg für Gestaltung. Deshalb erstellten drei Klassen der Fachoberschule für Gestaltung und eine Unterstufe der Gestaltungstechnischen Assistent_innen mit ihren Gestaltungslehrer_innen Plakatentwürfe für das Projekt. Im Unterricht hatten sie sich über die Themen „Homosexualität“ sowie „Homo- und Transphobie“ informiert. Schließlich wurden aus über 100 Plakatentwürfen durch Vertreter_innen der Koordinierungsgruppe die besten 28 und davon noch einmal vier Gewinner_innen ausgewählt. Diese wurden am 16.05.2013 prämiert. Angedacht ist, die 28 Plakate an besonderen Orten im Land zu präsentieren. Die erste Ausstellung fand im April 2014 im Schulministerium NRW (Düsseldorf) statt.

[18] Schwul Lesbisch Bi Trans* Schulaufklärungsprojekte gibt es unter dem Namen SchLAu auch in Rheinland-Pfalz, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. 42 Schulaufklärungsprojekte, darunter auch ABqueer aus Berlin und Liebesleben aus Dresden schlossen sich 2011 zum bundesweiten Netzwerk „Vielfalt macht Schule“ zusammen. 26 Vereine gründeten am 31.05.2014 den „Bundesverband für Bildungs- und Aufklärungsarbeit im Bereich sexuelle Orientierung und geschlechtliche Vielfalt - Queer Bildung e.V“.

[19] Wir verwenden in unseren Texten zur Verständlichkeit die im schulischen (bzw. Jugendhilfe-) Zusammenhang gängigen Begriffe „Kind“ und „Jugendliche“. Zur Problematik der Benutzung dieser Begriffe sei verwiesen auf die Diskussion um Adultismus, vgl. Czollek 2012.

[20] http://www.mgepa.nrw.de/mediapool/pdf/emanzipation/lsbt/NRW_Aktionsplan_gegen_Homo-_und_Transphobie_20121031__2_.pdf

[21] Der ausführliche Bericht zur Tagung befindet sich unter: http://www.schule-der-vielfalt.de/17-04-Fachaustausch-Doku.pdf

[22] Der ausführliche Bericht zur Tagung befindet sich unter : http://www.schule-der-vielfalt.de/Fachaustausch-2014-Doku.pdf

[23] Heinz Jürgen Voß, vgl. dazu auch: bpb, http://www.fluter.de/de/114/thema/10770/

[24] http://www.gregorzootzky.de/animationen.html , http://www.selbstlaut.org/_TCgi_Images/selbstlaut/20121027204152_Selbstlaut_GSI_WEB_korr.pdf
(S.69 f.) und http://www.achsoistdas.com/projects/sasha-26/