Mirko Moll: Kontingente Identitäten des Cochlea-Implantats als Provokation von Normalitäten der Inklusion und Exklusion

Abstract: Das Cochlea-Implantat wird im medizinischen Diskurs durch dessen technisch-organische Aufgabe, Hören (wieder-)herzustellen mit Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe in Verbindung gesetzt. Auf der Grundlage meiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit im Studium des Lehramtes für Sonderpädagogik diskutiert der Artikel die Frage, inwiefern an der Schnittstelle materieller und diskursiver Konstruktionen das CI selbst Anlass für Infragestellungen solcher Charakterisierungen des Objekts sein kann. Hierzu wird entlang der Frage, welches Arrangement auf welche Weise CI-Hören zu ermöglichen hat, ein techniksoziologischer Rahmen entwickelt, der einen Zugang zum CI als Akteur gestattet und Fragen zu dessen kontingenten Wirkungen und vielfältigen Nutzungsweisen anregt. Diese münden in exemplarischen Analysen technischer Funktionen, (un)möglicher Handlungen beteiligter Akteur*innen und Identitäten des CI sowie dem Verhältnis entsprechender CI-Körperpraktiken zur materiell-diskursiven Ordnung. Abschließend fragt der Beitrag danach, wie das CI als Objekt verstanden werden kann, das Normalitäten der Inklusion und Exklusion irritiert.

Stichworte: Cochlea-Implantat; Techniksoziologie; Inklusion/Exklusion

Inhaltsverzeichnis

  1. Delegationen an das CI
  2. Aufforderungen durch das CI
  3. Anwendungsoptionen mit dem CI
  4. (Un)mögliche Identitäten: Das CI als widerstreitendes Objekt
  5. Literatur

1 Delegationen an das CI

Das Cochlea-Implantat (CI) gilt als Objekt der Inklusion. Laut der Broschüre Das Cochlea-Implantat. Informationen für unsere Patienten (Hoth et al. 2015) ist es ein wichtiges Ziel der CI-Versorgung „das Leben des Betroffenen so weit wie möglich zu normalisieren“ (ebd., 41) und diese „‚Normalisierung’ [ist] in erster Linie auf Integration und Teilhabe des Betroffenen in einer lautsprachlich orientierten Gesellschaft bezogen“ (ebd.). Dies soll mit der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit durch (Wieder-)Hören gewährleistet werden. Dabei lässt sich ein unklarer Zwischenraum an Arbeit inmitten der ‚normalisierenden’ technisch-organischen Aufgabe des Hörens und der sozialen Aufgabe der Teilhabe beobachten. Meine Frage lautet deshalb, ob das CI nicht weniger gesellschaftliche Inklusion, aber mehr Hören im Sinne anderer Arbeit als nur die (Wieder-)Herstellung von Hören zu verrichten hat. Im Folgenden interessieren deshalb insbesondere Wirkungen und Handlungen, die das CI neben, beim oder ohne Hören ermöglicht, um anschließend aufzuschlüsseln, was dessen – und das mag für technische Artefakte ungewöhnlich erscheinen – Identität ausmachen könnte.
Gesellschaftliche Ein- und Zuschreibungsprozesse lassen Sachtechniken wie das CI als Technologien mit Inklusions- und Exklusionspotential erscheinen. Die Kontingenz dieser Prozesse wird in der historischen Ambivalenz des CI bereits offenbar, in der das CI Potentiale für soziale Teilhabe und für Ausgrenzungen aus Gebärdengemeinschaften (vgl. Uhlig 2012, 104, 218) erfährt.[1] Ein- und Zuschreibungen lassen sich als Delegationen von Arbeit (vgl. Latour 1996, 63f) an technische Artefakte in Form einer „Transformation eines großen Aufwands in einen kleinen“ (ebd.) fassen. Diese Arbeit, die Menschen an Technik delegieren, wird dem CI diskursiv[2] eingeschrieben, sodass es (s)eine Identität erhält. Der Fokus der vorliegenden Analyse liegt somit auf dem CI als technischem Artefakt, in dem sich gesellschaftliches Wissen versammelt. Seine Konstruktion hängt dabei durch „vielfache Verschränkungen von sachtechnischen und diskurstechnischen Prozessen“ (Lösch et al. 2001, 11) zusammen. Wenn dem CI gesellschaftliches Wissen eingeschrieben ist, spiegelt sich dieses in technischen Funktionen und konkreten Nutzungsweisen wieder. Umgekehrt prägen sie die Arbeit des CI – und mehr: sie provozieren dessen zugeschriebene Aufgabe. Mit Fokus auf technische Eigenschaften und vielfältige Nutzungsweisen des CI durch differente Akteur*innen soll dessen Arbeit als kontingent und materiell-diskursiv verhandelbar betrachtet werden. Die Erwartung ist, dass die diskursive Identität des CI durch die Suche nach Praktiken, die Normalitäten des (Nicht-)Hörens irritieren, zu überdenken ist.
Der medizinische Diskurs positioniert das CI durch angestrebte Normalisierungen der Hörfähigkeit, Kommunikationsform und Lebensweisen als eine Inklusion-ermöglichende Technologie. So arbeitet Janssen (2012, 560) in seiner Analyse einer Informationsbroschüre für gehörlose und schwerhörige Eltern zum CI für Kinder heraus, dass das CI zumeist als „auf die Zukunft ausgerichtete bzw. zukunftsweisende Technik konstruiert [ist] und [...] dabei Verbesserungen und die Aussicht auf ein gutes Leben“ vermittelt. Das gute Leben werde vor allem an die Möglichkeiten der Integration gekoppelt, die sich für das Kind durch das CI „als individualisierte Lösung“ (ebd.) in Zukunft bieten werden. So wird auch auf gute schulische und berufliche Chancen verwiesen (vgl. ebd). Dass eine vorschnelle Delegation von Arbeit im Sinne der Ermöglichung gesellschaftlicher Inklusion zu vermeiden ist, zeigen allerdings die Studien von Szagun (2012, 30), laut derer nur die Hälfte der untersuchten (zwischen sechs und 47 Monaten) CI-implantierten Kinder eine Lautsprachentwicklung hat, die als ‚natürlich’ bezeichnet wird und die „andere Hälfte [...] eine so langsame Sprachentwicklung [hat], dass sie mit der natürlichen nicht mehr vergleichbar ist“. Nach Hoth et al. (2015, 4) ist das CI dennoch „der erste technische Ersatz für ein Sinnesorgan“, genauer gesagt „eine Prothese [...], deren Aufgabe darin besteht, die Funktion des Innenohres zu ersetzen“ (ebd., 12). Trotz Hinweis auf den Unterschied zum ‚normalen’ Hören bringen die Autor*innen an: „Durch die Versorgung mit einem CI-System kann das fehlende oder verlorengegangene Gehör (wieder)hergestellt werden“ (ebd., 4). Das CI erhält in der Medizin also zuvor technisch-organische Aufgaben und wird als ein medizintechnischer Ersatz verstanden, das ein als geschädigt geltendes Körperorgan (wieder-)herstellt.
Die diskursive Hintergrundfolie medizinischen Wissens, welche das CI in diesen Identitäten festsetzt, ist die ‚Natürlichkeit’ und ‚Normalität’ von Hören und Lautsprache und insbesondere das Verständnis, Hören und Kommunikation als gegenseitig bedingende Voraussetzungen für soziale Teilhabe zu begreifen (vgl. Spöhrer 2013, 26). Diskursive Delegationen dieser Art weisen so auf die Annahme der Kausalität hin, das CI an sich bewirke und ermögliche etwas, aus der CI-Implantation folge etwas, nämlich ‚Normalisierung’ in Form der Inklusion in die hörende Gesamtgesellschaft durch die (Wieder-)Herstellung des Gehörs. Es gilt nun zunächst zu klären, welches Arrangement für ein (Wieder-)Hören notwendig erscheint.

2 Aufforderungen durch das CI

Um das Zusammenspiel von CI, Körper und anderen Akteur*innen zu beschreiben, erweisen sich theoretische und methodische Werkzeuge der techniksoziologischen Akteur-Netzwerk-Theorie als fruchtbar. Latour (2007, 123) bestimmt handelndeAkteur*innen so, dass „jedes Ding, das eine gegebene Situation verändert, in dem es einen Unterschied macht“ ein*e Akteur*in ist. Somit beschreibt er nicht-menschliche und menschliche Wesen symmetrisch und erweitert damit das Spektrum handelnder Akteur*innen entscheidend. So wird auch das CI als Akteur des Sozialen thematisierbar. Hierbei ist zentral, dass nicht eine „absurde Symmetrie zwischen Menschen und nicht-menschlichen Wesen“ (ebd., 131) an sich behauptet werden soll, sondern „irgendeine falsche Asymmetrie zwischen menschlichem intentionalen Handeln und einer materiellen Welt kausaler Beziehungen“ (ebd.) verweigert wird. Durch die Annahme, dass handelnde Akteur*innen relational hervorgebracht werden, werden zeitlich und räumlich verlagerte Ko-Handlungen zwischen mehreren Beteiligten fokussiert, sodass von Hybridakteur*innen (vgl. Latour 2006b, 485ff) auszugehen ist. Symmetrie und Hybridität dienen im Folgenden als Beobachtungsfolie des Zusammenspiels von CI, Körper und/oder anderen Beteiligten. Ein CI-implantierter Körper lässt sich als ein Akteur verstehen, der nur dann entsteht und die Gesamtwirkung (in diesem Fall: Erzeugung auditiver Wahrnehmung) ausführen kann, wenn beide Elemente – CI und Körper – hybrid zusammenarbeiten. Sie wirken gegenseitig aufeinander ein und es kann nicht davon ausgegangen werden, dass das CI den Körper zum Hören bringt.
Dennoch veranlassen menschliche und nicht-menschliche Akteur*innen andere Akteur*innen dazu, etwas zu tun und drängen ihnen ein bestimmtes Skript (Handlungsprogramm) auf (vgl. Latour 2007, 102). Als Skript wird ein in die Materialität des Artefakts eingelassene Aufforderung verstanden, welche die Handlung Beteiligter mehr oder weniger vorgibt, wie wenn Bodenschwellen uns zum Abbremsen, Schilder zum Schließen von Türen oder Warnsignale zum Anlegen des Sicherheitsgurtes bringen (vgl. Latour 1996). Indem Akteur*innen Handlungsprogramme aufgedrängt werden, werden sie in auf bestimmte Weise Handelnde übersetzt (vgl. Callon 2006, 146ff). Als (trans-)formierte Akteur*innen nehmen sie Identitäten an, welche in einem spezifischen Arrangement oder größeren Netzwerken dauerhaft wirksam und stabil sind oder instabil bleiben, wenn Handlungsprogramme konkurrieren. Übersetzung ist dabei ebenso relational, da sich Identitäten nur gegenseitig ausbilden (vgl. Schulz-Schaeffer 2017, 276f). Der beschriebene Aufforderungscharakter eines Artefakts wird als Element materiell-diskursiver Ordnungen von Verknüpfungen verstanden (vgl. van Dyk 2011, 190ff) und bildet den hier gewählten Anknüpfungspunkt der Analyse des CI als technisches Artefakt. Für die vorliegende Analyse gilt es dementsprechend für die Zeit zwischen Implantation und Lautsprache verstehendem Hören zu rekonstruieren, welche Akteur*innen im medizinischen Diskurs auf welche Weise zum Handeln aufgefordert werden und als zuständig gelten, CI-Hören zu ermöglichen.
Die Implantation des CI kann als der Beginn eines umfassenden Aushandlungsprozesses zwischen CI und Körper mit dem Ziel eines qualitativ hochwertigen Hörens verstanden werden. Das CI gestattet als „fluide Technologie“ (Law 2011, 41) jeder CI-tragenden Person ihre „ganz individuelle Einstellung“ (Baumann 2014, 67). Fluidität bezeichnet dabei die Flexibilität und Verformbarkeit der Technologie und deren Anpassbarkeit an die Umwelt ohne die Beeinträchtigung ihrer Identität (Law 2011, 41). Für diesen Aushandlungsprozess besitzt das CI somit einige technischen Konfigurationsmöglichkeiten, während die Voraussetzungen des Körpers neuronale Lern- und Veränderungsmöglichkeiten sind (vgl. Tschorz 2016, 73). Somit wird die CI-implantierte Person in einem nicht unerheblichen Maß als Mithandelnde (vgl. Latour 2006a, 196) mobilisiert, da von ihr körperliche und geistige Arbeit für die zu optimierende Anpassung – insbesondere im Sprachprozessor – des CI erwartet wird (vgl. Baumann 2014, 70f; Hoth et al., 2015, 21). Während sich CI und Körper im Prozess der Anpassung gegenseitig bedingen, sind die Optimierungsmöglichkeiten am CI dennoch endlich, sodass im Prozess des Hören- und Sprechenlernens dem Körper eine grundlegendere Rolle zukommt.
Mit der Implantation wird letztlich die Entscheidung für eigenaktives Hören- und Sprechenlernen gefällt. Dahm (1998, 132) weist darauf hin, dass eine erwachsene Patientin sich „darüber im klaren sein [muß], daß eine Operation die Möglichkeit einer Rehabilitation eröffnet, die Hauptarbeit jedoch [...] selbst nach der Anpassung erbracht werden muß“. Sowird der*die CI-Träger*in primär in eine Person, die Hören lernen will oder wollen soll übersetzt. Diese Rollenerwartung an das Körpersubjekt geht der Implantation bereits voraus, hat aber spätestens nach der Anpassung den Charakter einer Aufforderung durch das CI. Für diesen Lernprozess „koordiniert“ (Callon 2006, 314) das CI ein umfassendes Netzwerk an Institutionen, Professionellen, technischen Geräten und Anwendungen sowie – bei Kindern und Jugendlichen besonders bedeutsam – ein soziales Umfeld (vgl. Leonhardt 2010, 119f; Hoth et al. 2015, 21), also Akteure*innen, welche raum- und zeitabhängig im Netzwerk agieren und auf den CI-implantierten Körper disziplinierend (vgl. Foucault [1977] 2014, 173ff) wirken.
Durch die Rekonstruktion des dem CI inhärenten Skripts als Elementseiner Verknüpfungsordnung lässt sich somit diagnostizieren, dass die Prozesse um Anpassung und Lernen weniger auf eine kausale Handlungskette, sondern vielmehr auf ein „Werden“ (Ochsner/Stock 2014, 422) von CI und Körpersubjekt verweisen. Das CI ist „gerade nicht als zeitresistentes technisches Objekt zu verstehen, vielmehr wird es [...] ebenso wie sein/e Träger_in in Bezug auf das, was ‚normales‘ Hören bedeutet, eingestellt und somit im Gebrauch hergestellt“ (ebd.). Die implantierte Person muss sich auf das Skript des CI, also die Nutzungsweise, die für gutes Hörverstehen ein bestimmtes Lernverhalten erfordern, einlassen. Und erst diese Einbindung des Körpersubjekts und weiterer Akteur*innen bei Unterwerfung unter die institutionellen Bedingungen und Normen des Hörens gewährleistet eine Übersetzung des CI in ein Hören-ermöglichendes Objekt und dessen materiell-diskursive Stabilisierung. Dies offenbart den Aufforderungscharakter des CI als entscheidend für die Herstellung seiner Identität. Ein jederzeit mögliches Scheitern des Übersetzungsprozesses (vgl. Callon 2006, 164) auf Grund einer Ablehnung durch den*die Träger*in würde die Identität des CI beschädigen.
Es ist nicht von Beginn an klar, ob das CI die erwartete Arbeit verrichten kann, denn aus der Implantation folgt nicht unmittelbar die eingeschriebene Wirkung. Diese Kontingenz stabiler Arbeitsverrichtung, das Werden des CI und insbesondere dessen Einbindung in mehr als eine nur wiederkehrende Handlung durch diverse Akteur*innen nähren die Vermutung kontingenter Identitäten, die sich situativ oder fortwährend verschieden zeigen können. Hierzu müssten dem CI weitere Skripte als Eventualitäten eingeschrieben sein, die Beteiligte auffordern und Handlungen arrangieren. So gilt es, an der Verschränkung von diskursivem Wissen und technischer Konfiguration nach differenten Übersetzungs(un)möglichkeiten, also Veränderungen der Arbeit des CI und/oder Rollen involvierter Akteur*innen, zu suchen, die es neben, beim oder ohne Hören hervorbringt.

3 Anwendungsoptionen mit dem CI

Im Folgenden sollen deshalb exemplarisch vier technische Funktionen des fluiden CI als materielles Handlungsangebot vorgestellt sowie hinsichtlich folgender Einbindung in relational entstehende Handlungen und Rollen näher beleuchtet werden. Ziel ist es dabei weniger, das Objekt in seiner Eindeutigkeit und Klarheit zu begreifen, sondern das CI zu dezentralisieren und als sich zeit- und räumlich unterscheidendes Objekt sichtbar zu machen (vgl. Law 2002, 2010), was auch die Auswahl der zu kontrastierenden technischen Eigenschaften begründet.
Persönliche Nutzungsweisen betreffend gibt es ausreichend Hinweise dafür, dass die Deaktivierung oder die Abnahme des CI eine Alltagspraxis von CI-Träger*innen ist, die aus unterschiedlichen Gründen relevant wird. Sei es, weil das CI auf Grund von Lärm stört und das Gerät zu deaktivieren die Lösung ist, subjektiv Ruhe zu erlangen (vgl. Kittlitz 2012, 81) oder im Unterrichtsalltag eine „sinnvolle ‚Hörpause’“ (Lönne 2009, 34) darstellt. Nichthören kann als technisch ermöglichte Nutzungsweise verstanden werden, die aus unterschiedlichen Gründen Anwendung findet und das CI ist folglich als Nichthören-ermöglichendes Objekt charakterisiert, unabhängig, ob es sich um temporäre Fragen der Sprachwahl oder langfristige Fragen der Identität oder Gesundheit handelt. CI-Träger*innen legen ihr Gerät auch mal ab, um Gebärdensprachdolmetscherinnen besser folgen zu können (vgl. Probst 2009) oder wenn Schmerzen auftreten (vgl. Klein 2012, 219). Marschark et al. (2006, 499ff) betonen, dass sich „einige gehörlose Kinder mit einem Cochlea-Implantat [...] sozialen Gruppen von anderen Kindern mit Cochlea-Implantat an[schließen], andere benutzen ihr Implantat in manchen Umgebungen (z.B. in der Schule), während sie es in anderen Kontexten vorziehen, ‚gehörlos zu sein’“. Battmer (2009, 8) hält aus medizinischer Sicht fest, dass „[e]ine weitere Miniaturisierung sowohl der Implantate als auch der Sprachprozessoren bis hin zu einem total implantierbaren System [...] erreicht werden [könnte]“. So scheinen die thematisierten Funktionen von Träger*innen erwünscht, während sie sie aus medizinischer Sicht als unerwünscht, aber noch nicht vermeidbar bewertet werden.
Eine wiederum das leibliche Hören betreffende Funktion bietet der ‚Cochlear Nucleus 7 Soundprozessor’ inzwischen als Bimodalsystem ‚Made for iPhone’ an. So können CI-Träger*innen „über ein kompatibles Apple Gerät [ihr] Hörgerät steuern und Audiodaten direkt auf beide Ohren übertragen“ (Cochlear Ltd. 2018). Was bisher nur über Zusatzgeräte möglich war, besteht nun als direkte Schnittstelle zwischen Smartphone und CI. Das Smartphone wird per App als Bedienoberfläche für Einstellungen am CI anwendbar gemacht, es dient als direkte Audioquelle und die Verarbeitung von Schall wird zu einer technischen Eigenschaft unter mehreren. Entwicklungen im Bereich ‚Assistive Listening Devices’ (vgl. Ochsner/Stock 2015, 130; Landwehr 2016, 40ff) gewähren schon länger durch diverse Schnittstellen neue Möglichkeiten der Konnektivität und arrangieren Beziehungen zwischen Körper, CI und technologischen Umwelten in ungewohnten Formen. Das CI wird vielmehr zu einem akustische und digitale Umwelten-und-Körper-koppelnden Objekt, das spezifische Hörqualitäten ermöglicht und Hörkulturen erweitert. Ochsner und Stock (2015, 130) zu Folge wird das CI so zum „Gerät, das Zugang zu den neuen technologischen Umwelten schafft und damit Teilhabe an Formen digitaler Vergemeinschaftungen verspricht“. Der CI-Träger Enno Park strapaziert diesen Punkt, indem er den Willen formuliert, sein CI selbst programmieren und im Sinne eines Tüftelns hacken zu wollen (vgl. Park 2016, 144), um es unter anderem mit selbstgewählten Geräten und Umwelten verbinden zu können (vgl. Park 2013a, 2013b, 2016). Die Hacker*innenszene erscheint dabei als völlig neues mögliches Handlungsnetzwerk.
Für institutionelle Arrangements wie Unterricht ist bei der CI- und Hörgeräteversorgung von Kindern ein „Audioeingang zwingend vorgeschrieben, da dieser den Anschluss von Zusatztechnik (z.B. FM-Anlagen) ermöglicht, die in Lehr-Lernsituationen von entscheidender Bedeutung ist“ (Bogner 2009, 12). Ziel, einer solchen – durch diesen Audioeingang ermöglichten – Verbindung zu mobilen oder stationären FM-Systemen, ist, eine Verringerung des Abstands zwischen Sprecher*in und Mikrofon zu bewirken (vgl. ebd., 75f). Der Einsatz einer FM-Anlage als Vermittlerin zwischen CI-Träger*in und Lehrer*in oder anderen Schüler*innen zielt demnach auf ein besseres Verständnis von Lautsprache. Das CI und die FM-Anlage sind deshalb auch in der Rolle als lautsprachlichen-Unterricht-unterstützende Objekte zu verstehen. Der ‚Anschluss’ der Schüler*innen mit CI an die FM-Anlage gilt oftmals als Voraussetzung für die Integration in die Unterrichtsinteraktion auf Seiten der Schüler*innen (Bischoff/Bischoff 2008, 40; Lönne 2009, 75). An dieser Stelle unterstützen sich die Handlungsprogramme zweier Akteur*innen, die des CI (Hören ermöglichen) und der Lehrperson (lautsprachlicher Unterricht). Die FM-Anlage ist somit gerade auf Grund der gegenseitigen Unterstützung auch Mittel, CI-Träger*innen in die lautsprachliche Kommunikation des Unterrichts einzubinden. Der Zugriff auf das CI in der Anwendung der FM-Anlage folgt auf Seiten der Lehrerpersonen also deren vorgesehenen Handlungsprogramm, was sich auch in der Vorschrift, diesen Audioeingang anzubringen, zeigt. Zusätzlich wird auch die Überwachung von Funktionstüchtigkeit und Einsatz des CI und der FM-Anlage als Aufgabe von Lehrer*innen verstanden (vgl. Bogner 2009, 91ff).
Für die klinische Kontrolle des CI-Hörens gibt es zusätzlich technische Anwendungsmöglichkeiten wie Datalogging. Darunter wird die Aufzeichnung des Nutzungsverhaltens der CI-Träger*innen verstanden, die durch Audiolog*innen mit entsprechender Software ausgelesen werden können. Die Protokollierung der Nutzungsdaten wird damit begründet, „klinische Einblicke“ (Cochlear Ltd. 2015, 25) in die alltägliche Nutzung des Soundprozessors durch die Nutzer*innen zu erlangen, um eine „einfachere Analyse von Problemen des Geräts“ (ebd.) und eine „bessere Beratung“ (ebd.) der Nutzer*innen sicherstellen zu können. In diesen spezifischen Auslesepraktiken zirkuliert Wissen primär zwischen CI, Software und Audiolog*innen, welches folglich letztere dazu bringt, zu kontrollieren, beispielsweise in Form technischer Einstellungsoptimierungen oder Hinweisen bezüglich der gegebenenfalls nachlässigen Benutzung. Eine Differenzierung medizin-technischer Artefakte (vgl. Schubert 2011, 188) nutzend erscheint das CI weniger als therapeutische sondern vielmehr als diagnostische Technik, da Körperwissen technisch produziert, professionell analysiert und in Handlungsweisen übersetzt werden kann.
Nun stellt sich die Frage, inwiefern diese generellen technischen Möglichkeiten das CI und die CI-Träger*in in differente Identitäten übersetzen, also wann und warum bestimmte Rollen und Handlungen möglich sind oder durch materiell-diskursive Ordnungen unmöglich gemacht werden.

4 (Un)mögliche Identitäten: Das CI als widerstreitendes Objekt

Das CI als Nichthören-ermöglichendes Objekt zu verstehen, widerstrebt der dichotomen Aufteilung, CI-Träger*innen ständen zwischen hörenden und gehörlosen Welten. Stattdessen gehören zu selbstbestimmten alltäglichen CI-Körperpraktiken temporäres Nichthören und der Wechsel zwischen Hören und Nichthören. Nach Chilla und Fuhs (2013, 147) sind CI-Träger*innen ohnehin vielmehr „Hybridwesen“, denn „Menschen mit CI stehen nicht zwischen Hören und Nicht-Hören, sondern sind eine eigene Gruppe mit einer eigenen Hörkultur“ (ebd.), die auch durch diese technisch hervorgerufenen Handlungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist. Technologische Weiterentwicklungen bringen, wie dargestellt, zudem neue Qualitäten des Hörens durch spezifische Anpassungen und Kopplungen des CI an digitale Umwelten hervor. Es stellt sich so die Frage, warum CI-(Nicht-)Hören so selten als eine andere Form von Hören thematisiert wird. Aus medizinischer Sicht wird die Differenz zum rein biologischen Hören primär als neuartig, aber defizitär beschrieben (vgl. Baumann 2014, 70f; Hoth et al. 2015, 28). Den medienwissenschaftlichen Einsätzen Ochsners nachkommend ist hinsichtlich CI-Hören allerdings zu fragen, „[w]arum Hören stets mit ‚Normalhören‘ bzw. mit dem Verstehen von Lautsprache verbunden werden [muss]“ (Ochsner 2016, 89), wenn das CI einerseits einen spezifischen anderen Zugang zu auditiver Kultur ermöglicht und dieser gleichzeitig – und das ist eine explizit CI-Träger*innen vorbehaltene Handlungsoption – selbstbestimmt verwehrt werden kann.
Technische Funktionen weisen ebenso auf die intensive Einbindung des CI in institutionelle Praktiken und Netzwerke hin, die die Übersetzung von Handlungen ermöglichen oder verhindern. Das CI wird durch die FM-Anlage in institutionelle Handlungsprogramme eingebunden und stabilisiert die auditive und lautsprachliche Kommunikationsordnung von Unterricht. Datalogging verstärkt insbesondere durch dessen Kontrollfunktion die (selbst-)disziplinierende Wirkung klinischer Arrangements. Beides folgt der Unterwerfung unter die Normen des Hörens und dem Ziel, CI-Hören als immerwährendes Hören anzusteuern. Die Vorgabe eines bestimmten Audioeingangs und die Installation von Kontrollsoftware sind als materialisierte Effekte der Verknüpfungsordnung des CI zu verstehen.
Die Beschränkung der Handlungsoptionen wird deutlich, wenn man sich Praktiken am Rande des (Un)Möglichen vergegenwärtigt. Während klinische Akteure auf unterschiedliche Weisen auf das CI zugreifen können, hat Enno Park diese Option auf Grund der Hoheit firmenspezifischer Programme und Geräte nur eingeschränkt. Er untermauert die Forderung eines Zugriffs allerdings als Recht, über seinen Körper bestimmen zu dürfen (vgl. Park 2016, 150). Das CI ist ein geschlossenes System mit Quellcodes und Programmierungen, auf die nur die Produktionsfirmen und teilweise Kliniken zugreifen können. Nicht auf Grund materieller Eigenschaften, sondern eingebettet in Netzwerke der Produktionsfirmen und Kliniken leistet das CI so „Widerstand gegen eine entsprechende Übersetzung“ (Spöhrer 2015, 324), wie die der technischen Veränderung, Modifizierung oder Verknüpfung durch Träger*innen wie Enno Park.
Ergebnisse zur Sprachwahl (Lautsprache und Gebärdensprache) von CI-Träger*innen offenbaren, „dass eine selbstbestimmte Sprachwahl oftmals nicht stattfinden kann, sondern der verwendete Kommunikationsmodus häufig aus einer Anpassung an den Modus der GesprächspartnerInnen resultiert“ (Klein 2013, 212) und nichthörende CI-Träger*innen daher situativ primär in hörende CI-Träger*innen übersetzt werden. Befunde weisen allerdings darauf hin, dass gerade die Zeit der Pubertät oftmals mit Verweigerungen einhergeht (vgl. Lönne 2009, 34) und es Träger*innen gibt, die sich dagegen wehren, ständig in hörende CI-Träger*innen übersetzt zu werden (vgl. Klein 2012, 70).
Diese (un)möglichen Übersetzungen bringen Verschränkungen sachtechnischer und diskurstechnischer Prozesse zum Vorschein. Der Schluss liegt nahe, dass es neben der machtvollen Einbettung in Netzwerke der Diskurs ist, der das CI lediglich als Hören-ermöglichendes-Objekt ‚anbietet’ und Übersetzungen in hybride und andere Identitäten von CI und CI-Träger*in situativ wie längerfristig verschließt. Einerseits reproduzieren die ermöglichten sozialen und institutionellen Praktiken so gesellschaftliche Vorstellungen von Hören und Kommunikation. Andererseits ist das CI als technisches Artefakt in seinen technischen (Un)Möglichkeiten auch Anknüpfungspunkt für Praktiken, die mehr oder weniger auf technische Handlungsangebote eingehen können und die diskursiven Figuren der CI-Träger*in und besonders des CI subversiv (vgl. Reckwitz 2017, 126ff) irritieren.

So provozieren die in dieser Perspektive auf das CI – als technisches Artefakt und diskursives Phänomen –  identifizierten Infragestellungen einer einheitlichen Identität des CI Normalitäten von Inklusion und Exklusion. Ausgehend von der neu verhandelten Frage, welche Arbeit das CI leistet, geben die Beobachtungen Anlass, über das CI als ‚Ersatz’ nachzudenken (vgl. Schneider 2005; Ochsner/Stock 2015). Wenngleich seine Arbeit als Ersatzgehör in technologischen Grundzügen zutrifft, reicht die zu erledigende Arbeit des CI darüber hinaus und das CI als ‚Prothese’ zu bestimmen (vgl. Günther 2007, 87; Bogner 2009, 71; Leonhardt 2010, 116), greift zu kurz, denn wie gezeigt wurde: Das CI leistet nicht nur technisch-organische Arbeit am Körper, es leistet diese nur in enger Zusammenarbeit mit dem implantierten Körper und verweist zudem auf ständig (re-)arrangierte Zusammenarbeit mit diversen Akteur*innen und in Netzwerken. Zudem ermöglicht es weniger ‚natürliches’ und ‚normales’ Hören, sondern vielmehr andersartige Qualitäten des Hörens, vielfältige und neuartige Formen auf Grund digitaler Verknüpfungsoptionen und Nichthören.
Dies konnte auch in der Analyse (un)möglicher Handlungen gezeigt werden, die andeuteten, dass das CI zwar abhängig von institutionellen und gesellschaftlichen Bedingungen ist, Wirkungsweisen dennoch kontingent und besonders provozierend erscheinen, wenn sie auf selbstbestimmte oder verunmöglichte Praktiken eines anderen Hörens verweisen. Durch diese Beweglichkeiten hinterfragt das CI bereits in seinen technischen Eigenschaften Körpernormen und -grenzen, Hörnormalitäten und -kulturen, aber auch die diskursiv eingeschriebene primäre Rolle, durch Ersatz des Hörorgans (Wieder-)Hören zu ermöglichen. Auf Grund seiner fluiden Anpassungsfähigkeit nach außen wäre über eine Charakterisierung des CI als Gehörersatz statt Ersatzgehör nachzudenken (vgl. Harrasser 2013, 107). Dass das CI nicht nur mit dem implantierten Körper zusammenarbeitet, sondern in die Nutzungsweisen differenter Akteur*innen eingebunden sein kann und damit institutionelle Praktiken in Medizin und Pädagogik erst hervorruft und zugleich stabilisiert, stellt erstens die Frage, welche institutionelle Arbeit das CI zu leisten hat und zweitens wie sich der medizinische und pädagogische Zugriff auf Personen mit CI durch körpernahe und -eigene Artefakte gestaltet.
Aus inklusionspädagogischer Perspektive wären zuschreibende Praktiken zu problematisieren, also dem CI bestimmte Arbeit zu delegieren und dessen Kompetenzen festzusetzen. Ebenso fraglich werden darauffolgende Adressierungen von Schüler*innen mit CI, die mit bestimmten Erwartungen barrierearmer Teilhabe einhergehen und so Teilhabemöglichkeiten auf Grund des CI festlegen wollen sowie gegebenenfalls Assistenzen oder Gebärdensprachdolmetscher*innen verwehren. Vielmehr wäre zu analysieren, inwiefern Objekten in Praxisarrangements zugeschrieben wird, Handlungs- oder Kommunikationsfähigkeit zu generieren (vgl. Schillmeier 2016). Hier sind Unterschiede zwischen primär lautsprachlichen und bilingualen Kontexten (vgl. Günther/Hennies 2011) zu vermuten. So ruft (CI-)Nichthören in lautsprachlichen institutionellen Kontexten zumeist „behindernde Szenarien“ (ebd., 283) hervor und Behinderung wird als Ergebnis von Übersetzungen individualisiert hervorgebracht und subjektivierend markiert.
Jedoch wirken nichthörende CI-Praktiken – etwa in Verknüpfung mit gebärdenden Kommunikationspraktiken – in Interaktionen auch entlastend und befähigend. Wie ersichtlich wurde, können selbstbestimmte CI-Körperpraktiken einerseits Ausschluss aus lautsprachlicher Kommunikation und akustischer Umwelt bedeuten – oder andererseits die Provokation neuartiger und vielfältiger auditiver Teilhabe. Umso relevanter scheint es, das CI in Verknüpfung diskursiver und sozio-materieller Praktiken sowie technischer Eigenheiten als widerstreitendes Objekt produktiv zu machen. Denn das CI selbst versammelt unterschiedliche Vorstellungen von Teilhabe und stellt durch seine vielfältig technisch hervorgerufenen Nutzungsweisen und kontingenten Identitäten Auffassungen eines Normalhörens, Dichotomien zwischen gehörlosen und hörenden Praktiken sowie Normalitäten von Hören als Form der Inklusion und Nichthören als Form der Exklusion in Frage.

5 Literatur

Battmer, Rolf-Dieter (2009): 25 Jahre Cochlear-Implantat in Deutschland – eine Erfolgsgeschichte mit Perspektiven: Indikationserweiterung, Reliabilität der Systeme. In: Ernst, Arneborg; Battmer; Rolf-Dieter; Todt, Ingo (Hrsg.): Cochlear Implant heute. Heidelberg: Springer Medizin. S. 1-9.

Baumann, Uwe (2014): Wie werden Cochlea-Implantate eingestellt? In: Hermann-Röttgen, Marion (Hrsg.): Cochlea- und Mittelohrimplantate. Ein Ratgeber für Betroffene und Therapeuten. Stuttgart: TRIAS. 2. Auflage. S. 66-75.

Bischoff, Christiane; Bischoff, Sascha (2008): Integrative Außenklasse für hörgeschädigte Kinder – ein Inklusionsmodell der Zukunft. In: Jacobs, Hartmut (Hg.) (2008): Eine Schule für Hörgeschädigte auf dem Weg zur Inklusion: Außenklassen – Erprobung neuer Formen der Beschulung Hörgeschädigter. Heidelberg: Median. S. 38-46.

Bogner, Barbara (2009): Hörtechnik für Kinder mit Hörschädigung - Ein Beitrag zur Pädagogischen Audiologie. Heidelberg: Median.

Bublitz, Hannelore (2003): Diskurs. Bielefeld: transcript.

Bublitz, Hannelore (2017): Diskurstheorie. In: Gugutzer, Robert; Klein, Gabriele; Meuser, Michael: Handbuch Körpersoziologie (Band 1). Wiesbaden: Springer VS. S. 189-203.

Callon, Michel (2006): Einige Elemente einer Soziologie der Übersetzung: Die Domestikation der Kammmuscheln und der Fischer der St. Brieuc-Bucht. In: Belliger, Andréa; Krieger, David J.: ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie. Bielefeld: transcript. S.135-174.

Chilla, Solveig; Fuhs, Burkhard (2013): Kindheiten zwischen Inklusion, Normalisierung und Autonomie. Das Beispiel Hörbeeinträchtigungen. In: Kelle, Helga; Mierendorff, Johanna (Hrsg.): Normierung und Normalisierung der Kindheit. Weinheim und Basel: Beltz Juventa. S. 142-157.

Cochlear Ltd (2015): Produktbroschüre für Fachkreise. URL: http://www.hoer-wunder.de/downloads/Produktbroschuere_N6_Fachkreise_Cochlea-Implantat.pdf. Zugriff: 20.2.2018.

Cochlear Ltd (2018): Bimodalsystem mit „Made for iPhone“-Kompatibilität. URL: http://www.cochlear.com/wps/wcm/connect/de_CH/home/support/cochlear-implant-systems/nucleus-7-sound-processor/bimodal-compatibility. Zugriff: 20.2.2018.

Dahm, Markus (1998): Indikation, Kontraindikation und Voruntersuchung bei Erwachsenen. In: Lenarz, Thomas (Hrsg.): Cochlea-Implantat. Ein praktischer Leitfaden für die Versorgung von Erwachsenen und Kindern. Berlin, Heidelberg, New York: Springer. S. 122-135.

van Dyk, Silke (2010): Verknüpfte Welt oder Foucault meets Latour. Das Dispositiv als Assoziation. In: Feustel, Robert; Schochow, Max (Hrsg.): Zwischen Sprachspiel und Methode. Perspektiven der Diskursanalyse, Bielefeld: transcript. S. 169-196.

Foucault, Michel ([1977] 2014): Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt am Main: Suhrkamp. 19. Auflage.

Günther, Klaus-B. (2007): Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit. In: Borchert, Johann (Hrsg.): Einführung in die Sonderpädagogik. München: Oldenbourg. S. 77-109.

Günther, Klaus-B.; Hänel-Faulhaber, Barbara; Hennies, Johannes (2009): Bilinguale Frühförderung hochgradig hörgeschädigter Kinder – Entwicklungstheoretische Grundlagen und frühpädagogische Bildungspraxis. In: Frühförderung Interdisziplinär (28), Heft 4, S. 179-186.

Günther, Klaus-B.; Hennies, Johannes (2011): Hörgeschädigtenpädagogische sowie lern- und entwicklungstheoretische Fundierung der bilingualen Erziehung als Förderkonzept für gehörlose und schwerhörige Kinder. In: Günther, Klaus-B.; Hennies, Johannes (Hrsg.): Bilingualer Unterricht in Gebärden, Schrift- und Lautsprache mit hörgeschädigten SchülerInnen in der Primarstufe. Zwischenbericht zum Berliner Bilingualen Schulversuch. Seedorf: Signum. S. 133-148.

Gugutzer, Robert (2015): Soziologie des Körpers. Bielefeld: transcript. 5. vollständig überarbeitete Auflage.

Gugutzer, Robert; Schneider, Werner (2007): Der 'behinderte Körper' in den Disability Studies. Eine körpersoziologische Grundlegung. In: Waldschmidt, Anne; Schneider, Werner (Hrsg.): Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung. Bielefeld: transcript. S. 31-53.

Harrasser, Karin (2013): Sensible Prothesen. Medien der Wiederherstellung von Produktivität. In: Body Politics (1), Heft 1, S. 99-117.

Hennies, Johannes (2013): Ist das Neugeborenen-Hörscreening der Ausgangspunkt lebenslanger Partizipation? Ethische Implikationen der frühen Diagnose von Hörschädigungen. In: Hintermair, Manfred (Hrsg.): Inklusion und Hörschädigung. Diskurse über das Dazugehören und Ausgeschlossensein im Kontext besonderer Wahrnehmungsbedingungen. Heidelberg: Median.

Homann, Jürgen; Bruhn, Lars (2008): Welche Technik wollen wir? Ethische Erwägungen zu technischen Hilfen und helfender Technik. In: Das Zeichen (22), Heft 80, S. 428-433.

Hoth, Sebastian; Plinkert, Peter; Praetorius, Mark; Landwehr, Markus; Landwehr, Iris (2015): Das Cochlea-Implantat. Informationen für unsere Patienten. URL: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/hno/hoerzentrum_RN/Cochlear_Implantat/150212HNO_BR_SS_CochlearImplantat_ID19549.pdf. Zugriff: 2.20.2018.

Humphries, Tom; Humphries, Jacqueline (2013): Die Gehörlosen in den Zeiten des Cochlea- Implantats. In: Das Zeichen (27), Heft 93. S. 62–73.

Janssen, Joke (2012): „Die Eltern müssen für ihr Kind entscheiden!“ – Vorstellungen von Elternverantwortung in der Broschüre CI für Kinder. Das Zeichen (26), Heft 92, S. 554–563.

Kittlitz, Anja (2012): „Andershörend“. Die lebensweltliche Konstruktion des Schwerhörigseins. Ein Beitrag aus kulturwissenschaftlicher Sicht. München: Herbert Utz.

Klein, Gerhild (2013): Selbst gewählte Bilingualität? Laut- und Gebärdensprachnutzung bei Cochlea-Implantat-TrägerInnen. In: Das Zeichen (27), Heft 94, S. 212–223.

Lönne, Julia (2009): Einschätzung der Integrationssituation durch die hörgeschädigten Schüler. In: Leonhardt, Annette (Hrsg.): Hörgeschädigte Schüler in der allgemeinen Schule. Theorie und Praxis der Integration. Stuttgart: Kohlhammer.

Lösch, Andreas; Schrage, Dominik; Spreen, Dierk; Stauff, Markus (2001): Technologien als Diskurse - Einleitung. In: Lösch, Andreas; Schrage, Dominik; Spreen, Dierk; Stauff, Markus (Hrsg.): Technologien als Diskurse. Konstruktionen von Wissen, Medien und Körpern. Heidelberg: Synchron. S. 7-20.

Landwehr, Markus (2016): Technische Hilfsmittel und ihre Ankopplung an CI & Hörgerät. Schnecke (27), Heft 94, S. 40-41.

Lane, Harlan (1993): Die Medikalisierung des Kulturguts Gehörlosigkeit historisch betrachtet. In: Fischer, Renate; Lane, Harlan (Hrsg.): Blick zurück. Ein Reader zur Geschichte von Gehörlosengemeinschaften und ihren Gebärdensprachen. Hamburg: Signum-Verlag. S. 563-583.

Lane, Harlan (1994): Die Maske der Barmherzigkeit. Unterdrückung von Sprache und Kultur der Gehörlosengemeinschaft. Hamburg: Signum.

Latour, Bruno (1996): Der Berliner Schlüssel. Erkundungen eines Liebhabers der Wissenschaften. Berlin: Akademie Verlag.

Latour, Bruno (2006a): Die Macht der Assoziation. In: Belliger, Andréa; Krieger , David J. (Hrsg.): ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie. Bielefeld: transcript.

Latour, Bruno (2006b): Über technische Vermittlung: Philosophie, Soziologie und Genealogie. In: Belliger, Andréa; Krieger , David J. (Hrsg.): ANTthology: Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie. Bielefeld: transcript.

Latour, Bruno (2007): Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie. Frankfurt am Main: suhrkamp.

Law, John (2002): Aircraft Stories. Decentering the Object in Technoscience. Durham, London: Duke University Press.

Law, John (2010): Methodisch(e) Welten durcheinanderbringen. In: Feustel, Robert; Schochow, Max (Hrsg.): Zwischen Sprachspiel und Methode. Perspektiven der Diskursanalyse, Bielefeld: transcript. S. 147-167.

Law, John (2011): Akteur-Netzwerk-Theorie und materiale Semiotik. In: Conradi, Tobias; Derwanz, Heike; Muhle, Florian (Hrsg.): Strukturentstehung durch Verflechtung. Akteur-Netzwerk-Theorie(n) und Automatismen, Herausgeber: München: Wilhelm Fink. S. 21-48.

Leonhardt, Anette (2010): Einführung in die Hörgeschädigtenpädagogik. München: Reinhardt UTB. 3. Auflage.

Marschark, Marc; Rhoten, Cathy; Fabich, Megan (2006): Ethik und Hörschädigung im 21. Jahrhundert - Forschung, Pädagogik, Politik. In: Hintermair, Manfred (Hrsg.): Ethik und Hörschädigung. Reflexionen über das Gelingen von Leben unter erschwerten Bedingungen in unsicheren Zeiten. Heidelberg: Median. S. 478-522.

Moll, Mirko (2018): Körper und Technik: Multiple Realitäten von Behinderungen. Das Cochlea Implantat als Akteur des Sozialen. https://opus.ph-heidelberg.de/frontdoor/index/index/docId/267. Zugriff: 26.2.2018.

Ochsner, Beate (2016): Das Cochlea-Implantat oder: Versprechen und Zumutungen sozialer Teilhabe. In: Harrasser, Karin; Roeßiger, Susanne (Hrsg.): Parahuman. Neue Perspektiven auf das Leben mit Technik. Köln: Böhlau Verlag. S. 78-90.

Ochsner, Beate; Stock, Robert (2014): Das Hören des Cochlea-Implantats. In: Historische Anthropologie (22), Heft 3, S. 408-425.

Ochsner, Beate; Stock, Robert (2015): Neuro-Enhancement: Digitaler Lifestyle und Musikgenuss mit einem Cochlea-Implantat. In: Groß, Dominik; Söderfeldt, Ylva (Hrsg.): Überwindung der Körperlichkeit. Historische Perspektiven auf den künstlichen Körper., Herausgeber: Kassel: kassel university press. S. 123-137.

Park, Enno (2013a): Bin ich ein Cyborg? URL: http://www.ennomane.de/2013/05/02/bin-ich-ein-cyborg/. Zugriff: 20.2.2018.

Park, Enno (2013b): Eine Fernbedienung für mein Gehör. URL: http://www.ennomane.de/2013/06/20/eine-fernbedienung-fur-mein-gehor/. Zugriff: 20.2.2018.

Park, Enno (2016): Weil es geht. Hacking the Body. In: Harrasser, Karin; Roeßiger, Susanne (Hrsg.): Parahuman. Neue Perspektiven auf das Leben mit Technik. Köln: Böhlau Verlag. S. 143-152.
Probst, Julia (2009): Danke, ich hab das schon! URL: http://meinaugenschmaus.blogspot.de/2009/12/danke-ich-habe-es-doch-schon.html. Zugriff: 20.2.2018.

Reckwitz, Andreas (2017): Subjektivierung. In: Gugutzer, Robert; Klein, Gabriele; Meuser, Michael: Handbuch Körpersoziologie (Band 1). Wiesbaden: Springer VS. S. 125-130.

Rombach, Fabian (2015): Körperdifferenz: Taube zwischen Normierung und Normalisierung. In: Das Zeichen (29), Heft 101, S. 398-409.

Schillmeier, Michael (2007): Zur Politik des Behindert-Werdens. Behinderung als Erfahrung und Ereignis. In: Waldschmidt, Anne; Schneider, Werner (Hrsg.): Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung. Bielefeld: transcript. S. 79-99.

Schillmeier, Michael (2016): Praktiken der Behinderung und Ermöglichung. Behinderung neu denken. In: Ochsner, Beate; Stock, Robert (Hrsg.): sensAbility. Mediale Praktiken des Sehens und Hörens. Bielefeld: transcript. S.281-300.

Schneider, Werner (2005): Der Prothesen-Körper als gesellschaftliches Grenzproblem. In: Schroer, Markus (Hrsg.): Soziologie des Körpers. Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 371-397.

Schubert, Cornelius (2011): Medizinisches Körperwissen als zirkulierende Referenzen zwischen Körper und Technik. In: Keller, Reiner; Meuser, Michael (Hrsg.): Körperwissen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 187-206.

Schulz-Schaeffer, Ingo (2017): Einführung. In: Bauer, Susanne; Heinemann, Torsten; Lemke, Thomas (Hrsg.): Science and Technology Studies. Klassische Positionen und aktuelle Perspektiven. Frankfurt am Main: suhrkamp. S. 271-291.

Spöhrer, Markus (2013): The (Re-)Socialization of Technical Objects in Patient Networks: The Case of the Cochlear Implant. In: International Journal of Actor-Network Theory and Technological Innovation (5), Heft 3, S. 25-36.

Spöhrer, Markus (2015): „Wie ich zum Cyborg wurde“. Das Cochlea Implantat und die Übersetzungen des transhumanen Körpers. In: Body Politics (3), Heft 6, S. 309-327.

Szagun, Gisela (2001): Wie Sprache entsteht. Spracherwerb bei Kindern mit normalem und beeinträchtigtem Hören. Weinheim: Beltz.

Szagun, Gisela (2012): Wege zur Sprache. Ein Ratgeber zum Spracherwerb bei Kindern mit Cochlea-Implantat. Lengerich: Pabst Science Publishers.

Tschorz, Jürgen (2016): Elektrisches Hören. Technik, Möglichkeiten und Grenzen von Cochlea-Implantaten. In: Harrasser, Karin; Roeßiger, Susanne (Hrsg.): Parahuman. Neue Perspektiven auf das Leben mit Technik. Köln: Böhlau Verlag. S. 69-77.

Uhlig, Anne C. (2012): Ethnographie der Gehörlosen. Kultur - Kommunikation - Gemeinschaft. Bielefeld: transcript.

Waldschmidt, Anne (2007a): Die Macht der Normalität: Mit Foucault "(Nicht-)Behinderung" neu denken. In: Anhorn, Roland; Bettinger, Frank, Stehr, Johannes (Hrsg.): Foucaults Machtanalytik und Soziale Arbeit. Eine kritische Einführung und Bestandsaufnahme. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 119-133.

Waldschmidt, Anne (2007b): Macht - Wissen - Körper. Anschlüsse an Michel Foucault in den Disability Studies. In: Waldschmidt, Anne; Schneider, Werner (Hrsg.): Disability Studies, Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung. Bielefeld: transcript. S. 55-77.


[1] Dieser Einsatz basiert neben Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie (Szagun 2001, 2012) auf wissenschaftlichen Problematisierungen von Gehörlosigkeit, CI und Bilingualität im Bereich der deaf und disability studies (Lane 1993, 1994; Homann/Bruhn 2008; Humphries/Humphries 2013; Rombach 2015) und der Hörgeschädigtenpädagogik (Günther/Hänel-Faulhaber/Hennies 2009, Hennies 2013).

[2] Elementar für die folgenden Analysen sind die diskurstheoretischen Einsätze Bublitz’ (2003, 2017) und die Betrachtung von Natürlichkeit, Normalität und Abweichung sowie Behinderung als diskursiv hervorgebrachte Effekte mit Verweis auf deren zeitliche und räumliche Kontingenz (vgl. Gugutzer/Schneider 2007, Waldschmidt 2007a, 2007b). Körper(-subjekte) können so als Produkte diskursiver Praktiken verhandelt werden (vgl. Gugutzer 2015, Reckwitz 2017), wenngleich gerade im Zusammenspiel mit Technik auf die ‚Mitsprache’ von Materialität verwiesen werden muss (vgl. Schillmeier 2007).