Mirko Moll: Inklusionsforschung als Versammlung

Abstract: Der Beitrag macht den Vorschlag, das Politische von Inklusionsforschung in der Beziehung der Nähe anstatt einer der Distanz zu den Dingen und Objekten zu suchen. Mit theoretischen Einsätzen Bruno Latours erarbeitet er eine relationale Vorstellung des Sozialen, die für den Blick auf und Verschiebungen von Beziehung(sweis)en von Forschung sensibilisiert. Mit der Frage, wer sich in Forschung auf welche Weise (warum) um was versammelt, wird sodann ein Konzept von Forschung als Versammlung erarbeitet, das Dinge und Objekte als Sachen – als Sachen von Belang und als Sachen der Sorge – in den Mittelpunkt stellt. Erkenntnispolitische Fragen der Versammlung von Dingen, Sachen und Objekten sollen abschließend für Inklusionsforschung fruchtbar gemacht werden.

Stichworte: Inklusionsforschung – Beziehung – Versammlung – Ding – Sache – Objekt – Akteur-Netzwerk-Theorie – Erkenntnispolitik – Science & Technology Studies

Inhaltsverzeichnis

  1. Beziehungen der Nähe zum Gegenstand
  2. Beziehungsweisen von Forschung: Theoretische Einsätze im Anschluss an Bruno Latour
  3. Wer versammelt sich auf welche Weise (warum) um was?
  4. Inklusionsforschung als Versammlung von Dingen, Sachen und Objekten
  5. Literatur

1. Beziehungen der Nähe zum Gegenstand

Inklusionsforschungen bewegen sich zwischen Ansprüchen der Unvoreingenommenheit und des Engagements, ließe sich im Anschluss an Bruno Latour sagen (vgl. 2014, 431). Für die erziehungswissenschaftliche Inklusionsforschung fordert etwa Sabine Reh (2020, 189) „neugierige und gleichzeitig distanzierte Haltungen gegenüber Inklusion“ (Reh 2020, 189) und plädiert damit nicht nur für die Offenheit von Fragen und Gegenständen einer Inklusionsforschung, sondern auch für eine Unvoreingenommenheit in Antworten inklusiver Beschulung als Mittel, „eine inklusive Gesellschaft zu erreichen“ (ebd., 191). Eine (Re-)Politisierung läge vielmehr in der Erforschung von Konfliktfeldern der Inklusion (vgl. ebd.). Auch für Markus Dederich (2021, 178) sollte Inklusionsforschung bemüht sein, „ihren Gegenstand auf Distanz zu halten“, sogleich jedoch „ihre Analysen auf eine zumindest schwach normative Theorie der Inklusion“ (Dederich 2021, 178) stützen, um dezidierte Kritik an Sachverhalten zu ermöglichen. Eine Inklusionsforschung müsse sich ein solches Engagement, etwa die kritische Begleitung pädagogischer Praxen und (Bildungs-)Politiken, erhalten (vgl. Dederich 2021, 178).
Doch ein solcher Gegensatz von Unvoreingenommenheit und Engagement wird bedeutungslos, „sobald man die versammelnde Macht einer jeden wissenschaftlichen Disziplin betrachtet“ (Latour 2014, 434). Notwendig wird hierzu die Vorstellung einer Nähe zu den Gegenständen von Forschung, die sich diesem Gegensatz zu entziehen versucht. Ich möchte diesem Hinweis folgend das Politische der erziehungswissenschaftlichen Inklusionsforschung in Konzepten der Versammlung suchen. Konkret bedeutet dies: In der versammelnden Macht von Forschung, die – und dieses Argument möchte ich als ein erkenntnis- und wissenspolitisches entwickeln – in ihren Beziehungen zu den Gegenständen liegt. So stellen sich mir die Fragen, welche Dinge mich zum Forschen bringen, was ich zum Forschungsobjekt mache, welche Sache ich damit verfolge und welche Versammlungen notwendig werden, um diesen Gegenständen gerecht zu werden. Auf diese Weise können ihre Beziehungen zu jeweiligen Forschungssubjekten und beteiligten Akteur:innen und in ‚Apparaten‘ von Forschung befragt werden.
Meine Vermutung, dass gerade im Aspekt der Nähe eine Möglichkeit der Politisierung steckt, möchte ich mit Sabine Hark (2021) begründen. Sie schildert eindrücklich, welches „andrängende Wirkliche“(2021, 40) sie zum Schreiben gebracht hat. Es sind für sie im Jahr 2018 „verheerende Waldbrände, austrocknende Flüsse, sinkende See- und steigende Meeresspiegel, versteppende Äcker und immer neue Hitzerekorde“ (ebd., 40). Welche andrängenden Dinge des Wirklichen bringen mich zum Forschen? Und was könnte es bedeuten, Angelegenheiten, die sich mit diesem Wirklichen verbinden (etwa ihre Transformation), als Anspruch von Forschung aufrechtzuerhalten? In Anlehnung an Donna Haraway heißt es in erster Linie, „ein Denken aus der scheinbar sicheren, geschützten und über den Dingen schwebenden Position aufgeklärter Objektivität über die Welt und ihre Anderen“ zu verweigern und „in der Welt und mit der Welt, […] mit anderen“ (Hark 2021, 32) zu forschen.
Meine These lautet demnach: Wenn Inklusionsforschung einerseits in der Gegenwart des Wirklichen forschen bedeutet und gleichzeitig den Anspruch verfolgt, diese als Angelegenheit von Inklusionsforschung (etwa als ihre Transformation) aufrechtzuerhalten, kann dies nur gelingen, indem sie mit den Dingen in den Dingen forscht – und in diesem Sinne eine Nähe zu ihnen beansprucht und herstellt. Denn es geht darum, Inklusionsforschung zwar einerseits nicht im Dienst normativer Vorstellungen von Gesellschaft, Schule oder Pädagogik zu verstehen und gleichzeitig nicht darum, auf (die Transformation von) Gesellschaft, Schule oder Pädagogik als Angelegenheit zu verzichten. Hierfür lenke ich die Suche nach dem Politischen der Inklusionsforschung auf die Dinge als Sachen, da dieser Begriff Dinge des Wirklichen (als Gegebenheiten) mit dem der Dinge als Angelegenheit (als Belange und als Sorgen) verbinden könnte.
Um diesen Fragen nachzugehen, argumentiert der Text im Folgenden mit wissenschaftstheoretischen und erkenntnispolitischen Einsätzen der Science & Technology Studies als Fragestellungen für Inklusionsforschung in drei Schritten: In einem ersten Schritt folge ich dem sozialtheoretischen Entwurf Bruno Latours, um eine Vorstellung davon zu erlangen, dass Beziehung(sweis)en von Forschung in Frage stehen. Daran anschließend entwickle ich zweitens anhand dreier Zugänge zu und Beispiele von Forschung ein objekttheoretisches Konzept von Versammlung als ‚Dingpolitik‘, d.h. als Versammlung von ‚Sachen von Belang‘ und ‚Sachen der Sorge‘. Diese Einsätze erscheinen mir drittens als Möglichkeit, Inklusionsforschung als Versammlung von Dingen, Sachen und Objekten zu diskutieren.

2. Beziehungsweisen von Forschung: Theoretische Einsätze im Anschluss an Bruno Latour

Die Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour 2014) als relationale Theorie des Sozialen hat sich aus den empirischen Laborstudien (vgl. Latour und Woolgar 2017) heraus entwickelt. Aus diesem Grund ist sie immer auch ein wissenschaftstheoretischer und forschungspraktischer Einsatz. Vorstellungen des Sozialen hängen somit eng mit den Möglichkeiten zusammen, dieses zu erforschen, und laufen darauf hinaus, das Soziale nur im Sozialen erforschen zu können. Ich möchte diesen engen Zusammenhang nutzen, um Beziehung(sweis)en von Forschung in den Fokus zu rücken.
Wenn sich mit der Akteur-Netzwerk-Theorie der Einsatz verbindet, das Soziale radikal relational zu denken, lässt es sich „nicht als einen speziellen Bereich, eine bestimmte Sphäre oder eine besondere Art von Ding definieren, sondern nur als eine sehr eigentümliche Bewegung des Wiederversammelns und erneuten Assoziierens“ (ebd., 19). Es ist nicht einfach vorhanden, sondern stets im Fluss, es zeigt sich „nur in den Spuren, die es hinterläßt […], wenn eine neue Assoziation zwischen Elementen hervorgebracht wird“ (ebd., 22; H.i.O.). Wenn in dieser Definition von ‚sozial‘ gesprochen wird, meint dies einen „Verknüpfungstyp zwischen Dingen, die selbst nicht sozial sind“ (ebd.). Diese Verschiebung des Begriffs ‚sozial‘ rührt von der für diesen Einsatz konstitutiven Unbestimmtheit dessen, was miteinander verknüpft sein kann. Damit geraten nicht nur Beziehungen zwischen Menschen in den Blick, sondern auch zwischen Menschen und Dingen (Objekten, Gegenständen, Sachen, …), sowie Beziehungsweisen als stabilisierte Assoziationen zwischen eben jenen heterogenen Akteur:innen.
Dabei ist Handeln vom Handlungssubjekt gelöst, es ist mehr „ein Knoten, eine Schlinge, ein Konglomerat aus vielen überraschenden Handlungsquellen, die man eine nach der anderen zu entwirren lernen muß“ (ebd., 77). Handeln zeigt sich so als kontingentes und kontroverses Geschehen, denn es ist nicht vorbestimmt, was der Handlungsträger und der Ursprung einer Handlung ist, aber es ist auch nicht gesagt, dass es einfach ‚alle‘ sind, sondern stets umstritten, wem Handlungen zugeschrieben werden. Es ist in dieser Hinsicht davon auszugehen, dass „jedes Ding, das eine gegebene Situation verändert, in dem es einen Unterschied macht, ein Akteur“ (Latour 2014, 123; H.i.O.) ist, um den Anspruch zu verfolgen, „Objekte zu Beteiligten an der Handlung [zu] machen“ (ebd., 121). Dies bedeutet in der Konsequenz, dass Dinge, Objekte und Sachen nicht nur an Handlungen beteiligt sind, sondern sie Handlungen verändern und menschliche Akteur:innen zum Handeln bringen können. Handeln verteilt sich auf diese Weise – allerdings weder kausal, noch symmetrisch. Die Frage, zu welchen Anteilen es sich verteilt, bleibt eine Frage der Beobachtung und Zuschreibung. Es sind letztlich immer ‚Akteur-Netzwerke‘, die handeln, d.h. Netzwerke, die sich eben aus jenen in Handlungsketten miteinander assoziierenden Akteur:innen ergeben und sich auf diese Weise mal nur lose ansammeln oder mal auch stabiler versammeln. Was vorausgesetzt wird, ist nur, „daß es Unbestimmtheiten und Kontroversen darüber gibt, wer und was handelt, wenn ‚wir‘ handeln“ (Latour 2014, 80).
Diese Unbestimmtheit und Kontroversität ist es, die den Einsatz als einen politischen lesen lässt – im Sinne eines „nicht auf das politische System begrenzbaren Begriff des Politischen als der gleichursprünglichen Grundbedingung von Grundlosigkeit (Kontingenz) und Konflikt“ (Marchart 2013, 153). Wenn nach dem Politischen von Forschung gesucht wird, müssen vielmehr „alle Unbestimmtheiten, Unschlüssigkeiten, Verschiebungen, Verlagerungen, Verwirrungen als unsere Grundlage“ (Latour 2014, 83) betrachtet werden. Dies hat Konsequenzen für die in diesem Sinne sozialen Beziehungen, in welchen Forschung betrieben wird: sie stellen kein unveränderliches Fundament mehr dar. Im Gegenteil: Das Soziale von Forschung zeigt sich als Politisches gerade dann, wenn sich stabilisierte Assoziationen, also Beziehungsweisen als vermeintlich festgelegte Verhältnisse zwischen Akteur:innen, verschieben. Wenn wir Beziehungen verschieben und uns in diesen verschieben lassen, eröffnet dies Möglichkeiten der Transformation (vgl. Adamczak 2019, 245).
Mit dieser Sensibilisierung lassen sich Forschungspraktiken reflektieren, beobachten und analysieren, indem nach den Beziehung(sweis)en von Forschung gefragt wird: Wer und/oder was gilt als Subjekt und Objekt von Forschung und wo zeigt sich dieses Verhältnis auf welche Weise? Welche Akteur:innen bzw. Akteur-Netzwerke sind an Forschungshandlungen und -entscheidungen beteiligt? Auf welche Weise bringen diese Tatsachen und Wissen hervor? Wie wurden Kontingenz und Kontroversität (vorübergehend) stillgelegt, um von bestimmten Identitäten und Gruppen zu sprechen? Was möchte ich an meiner Forschungspraxis verändern und warum? Die Perspektive sensibilisiert auf diese Weise dafür, die Beziehung(sweis)en von Forschung als unbestimmt und kontrovers zu verstehen. Eine solche Sensibilität zeigt sich meines Erachtens auch im Feld der ‚Inklusiven Forschung‘, wenn im Kontext von Behinderung für „aktive Einbeziehung und volle Teilhabe“ und gegen „bloße Anwesenheit oder sporadische Einbeziehung“ (Koenig, Buchner und Schuppener 2016, 331) gestritten wird (vgl. Hauser, Schuppener & van Ledden sowie Graf & Zahnd i.d.A.). Kontroversität und Unbestimmtheit beziehen sich dann nie nur auf die Forschungsergebnisse (das hervorgebrachte Wissen), sondern betonen die Performativität von Wissen im Zusammenhang mit der Performativität der Forschungspraxis (vgl. Latour 2014, 211ff.). Eine so verstandene Performativität ist der Aspekt, mit dem sich dieser Einsatz selbst als forschungspraktischer zeigt. Er macht sich diesen in gewisser Weise zu eigen – was ich nun mit dem zu entwickelnden Konzept der Versammlung konkretisieren möchte.

3. Wer versammelt sich auf welche Weise (warum) um was?

Das Konzept der ‚Versammlung‘ zeigt sich als eine performative Assoziation des Sozialen mit mehr oder weniger stabilisierten Beziehungsweisen. Es handeln menschliche und nichtmenschliche Akteur:innen in einem Akteur-Netzwerk, allerdings steht der Sache als nichtmenschlicher Akteurin die entscheidende Rolle zu, denn ihr wird hier zugeschrieben, andere Akteur:innen dazuzubringen, etwas zu tun (z.B. zu forschen). Wie dies aussehen könnte, gilt es nun zu erarbeiten. Die Frage, wer sich auf welche Weise (warum) um was versammelt, wird einerseits für Anfragen an Forschungen dienen und gleichzeitig die Erarbeitung des Konzepts selbst unterstützen. Die Auswahl der Beispielforschungen begründet sich in der Kontroversität der Frage, ob diese in der Sache mit Inklusionsforschung verbunden sind und in der Umstrittenheit von Inklusionsforschung selbst. Zudem nehme ich an, dass sich ihre Forschungsbeziehungen in besonderem Maße als kontrovers zeigen, da sie sich nicht notwendig als wissenschaftliche, sondern auch als künstlerische und aktivistische artikulieren.

3.1 Forschungsversammlungen

Forschungen im Kontext des wissenschaftlich-künstlerischen Graduiertenkollegs ‚Versammlung und Teilhabe. Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste‘ geht es um die „Entstehung und Erprobung neuer Formen von Versammlung und Teilhabe bzw. um die grundlegende Frage, in welchen Foren und auf welche Weise Fragen des Zusammenlebens verhandelt werden sollen“ (Burri et al. 2014, 7). Solche Forschungen, die sich mit Fragen des Wissens auseinandersetzen, erforschen das „Potenzial, Wissen zu produzieren und infrage zu stellen“ (Peters 2014, 215). Hierfür werden „Versammlungen im Zeichen des Wissens“ (ebd., 218; H.i.O.)bzw. ‚epistemische Versammlungen‘ einberufen. Um das Versammeln „als Forschung zu begreifen […], muss es mit dem Ziel geschehen, sich und andere in jenen spezifischen Zustand zu bringen, in welchem wir wissen“ (ebd., 221).
Das Forschungsprojekt ‚Taktsinn. Ein experimenteller Abend zum Nichtvisuellen‘ widmete sich in diesem Rahmen Fragen des ‚Nichtvisuellen‘ in der Form eines ‚Forschungsdinners‘ und nutzte diese „Situation und Choreografie eines gemeinsamen Abendessens für kollektive Wissensproduktion“ (Reimers 2014, 200). Eingeladen waren „Fachleute“, die „ihren Zugang zum Nichtvisuellen“ (ebd., 209) vor- und zur Diskussion stellten. Das gemeinsame Essen wurde dabei „als Praxis und Setting“ (ebd., 208), als Ort des ‚Denkens‘ und des ‚Diskutierens‘ verstanden und als „Versammlungsgrund“ (ebd., 211) angegeben. So sollte „nicht nur die Teilhabe, sondern vielmehr die Teilnahme als das aktive Einbringen der eigenen Wahrnehmung und Körperlichkeit aller Akteurinnen und Akteure die Grundlage für die Wissensproduktion“ (ebd., 210) werden. Es wurden an diesem Abend Akteur:innen auf eine bestimmte Weise versammelt, die sich zuvor nicht kannten. Die Idee dabei war erstens die Frage, „was ‚das Nichtvisuelle‘ ist bzw. sein kann“ (ebd., 200), offen zu diskutieren. Das Setting war also bewusst inszeniert, um den Gegenstand des Nichtvisuellen zu erörtern. So verfolgte der Abend die Frage, „welche Wechselwirkungen es […] zwischen den einzelnen Sinnen [gibt]“ und ob etwa „der Vortrag einer blinden Person andere Formen der Aufmerksamkeit oder auch Körperhaltungen bei den Zuhörenden als der einer sehenden Person“ (ebd., 198) erzeugt. Für das Forschungsprojekt existierte allerdings ein zweiter Gegenstand, denn es sollte maßgeblich das Verhältnis von ‚Versammlung‘ und ‚Teilhabe‘ im Rahmen dieser ethnografischen und künstlerischen Forschung befragt werden. So wurde reflektiert, „wer und was an Versammlungen in der Forschung teilhat bzw. teilhaben kann und welche Rollen hierbei den Forschenden, den an der Forschung Beteiligten und auch den Dingen und dem Raum zukommen“ (ebd., 199).
Gerade an der Sensibilität für die differenten Akteur:innen, die in der ‚Forschungsversammlung‘ eine Rolle spielen (können), zeigt sich eine Vorstellung des Sozialen der ‚Forschungsversammlung‘ im Anschluss an Latour (der auch als zentrale Referenz angegeben wird), die hier bewusst für eine wissenschaftlich-künstlerische Forschung produktiv gemacht wird. Die Frage, wer sich auf welche Weise versammelt,steht im Vordergrund, wenn unterschiedliche Formen der Teilhabe erörtert werden. Die Beziehungsweisen der Akteur:innen der Versammlung werden hierfür so inszeniert, dass sie selbst zum Gegenstand von Forschungen werden können. Die Inszenierung hat allerdings zur Konsequenz, dass es gerade keine Möglichkeit gibt, „im Untersuchungsfeld, dem Sozialen selbst, mittels der Untersuchung zu wirken“ (Peters 2014, 217), weil sich dieses Soziale nach dem Forschungsdinner wieder auflöst. Richten wir den Blick auf die Sache(n) der Versammlung, steht die Frage, um was sich warum versammelt wird, im Vordergrund. Das Beispiel zeigt, dass eine ‚Forschungsversammlung‘ sich nicht zwingend um eine Sache versammelt – ich komme darauf zurück. Es gilt zuerst das Konzept der Versammlung einer Sache zu spezifizieren.

3.2 Dingpolitik

Ich gebrauche hierfür vorerst einen Hinweis auf die Bedeutung des Begriffs ‚Ding‘: „Lange bevor es ein aus der politischen Sphäre hinausgeworfenes Objekt bezeichnete, das dort draußen objektiv und unabhängig stand, hat […] das Ding oder Thing für viele Jahrhunderte die Sache bezeichnet, die Leute zusammenbringt, weil sie sie entzweit“ (Latour 2005, 30). Dinge dienen demnach der Versammlung und können als Streitsachen (oder Streitfragen) gelesen werden. Ein Ding wird allerdings „nicht deshalb zur Streitsache, weil es in einen dafür bereits vorgesehenen neutralen Versammlungsort eintritt, sondern es erzeugt einen solchen Ort […], wo immer sein Kontingenz- und Konfliktcharakter in den Vordergrund tritt“ (Marchart 2013, 153). Mit dieser doppelten Kodierung bezeichnet es also den Konfliktstoff, die Streitsache und den Ort, der aber nur erzeugt wird, wenn etwas konflikthaft auftritt. Eine solche Versammlung des Dings im Ding kann als ‚Dingpolitik‘ verstanden werden (vgl. Latour 2005). Im Vordergrund dieser Figur steht die Bewegung, dass eine Sache versammelt, indem sie Akteur:innen anzieht, weil es Angelegenheiten, einen Belang gibt – deshalb wird an anderer Stelle auch von ‚Dingen von Belang‘ (vgl. Latour 2021) gesprochen. Der Belang spezifiziert demnach die Frage, warum um was. Die Suche nach dem Politischen von Forschung als Dingpolitik muss also von dieser Richtung ausgehen, denn sie geht in diesem Fall davon aus, dass die Frage, wer auf welche Weise, von der Streitsache abhängt. Die Frage nach dem warum ist insofern wichtig, weil es nicht immer der Fall ist, dass eine Sache von Belang durch den Belang versammelt, sondern es andere Gründe geben kann. Eine Sache ist aber nur dann dingpolitisch, wenn die Frage nach dem warum sich in der Sache beantwortet, diese quasi zusammenfallen und die Sache der Grund für die Versammlung ist.
Diese Differenz wird im Forschungsdinner offensichtlich, denn es wird das alltägliche (gemeinsame) Essen als ‚Versammlungsgrund‘ angegeben, in der Forschungsversammlung dann jedoch das ‚Nicht-Visuelle‘ zur gemeinsamen Sache erklärt. Zudem verfolgt die Forscherin eine dritte Sache, die der Versammlung selbst (und ihren Teilhabemöglichkeiten). Das Forschungsdinner versammelt demnach differente, aber spezifische menschliche und nichtmenschliche Akteur:innen, um Wissen hervorzubringen und zu performen, begründet sich allerdings auch mit dem Abendessen selbst sowie einer Forschungsfrage, die allerdings keine Streitsachen der Versammlung sind.
Die Frage der Beziehung der Forschungssubjekte zur Sache scheint bei Militanten Untersuchungen hingegen festgelegt zu sein. Aus diesem Grund und mit der Vermutung, dass hier Sachen und Grund anlässlich eines gemeinsamen Belanges übereinstimmen, möchte ich mich solchen Forschungen widmen. Bei Militanten Untersuchungen „gelten die Befragten […] nicht als reine Untersuchungsobjekte“ (Knittler 2013, 77). Die Befragten oder Erzählenden werden „1) explizit als Experten und Expertinnen ihrer eigenen Verhältnisse gesehen und 2) werden sie nicht ausschließlich als Trägerinnen von Wissen adressiert, sondern als potenzielle rebellische/widerständige Subjekte“ (ebd., 77f.). Die Trennung von Subjekt und Objekt steht bei allen Untersuchungen dieser Art, seien es Fragebogen-, Mit- oder Selbstuntersuchungen, maßgeblich in Frage, aber nur bei Selbstuntersuchungen hebt „sich die Trennung zwischen Subjekt und Objekt auf und Forschende und Beforschte fallen endgültig in eines“ (ebd., 78). Militante Untersuchungen begründen sich also damit, sich selbst oder zumindest die eigene Situation, die eigenen Verhältnisse zur Sache von Untersuchungen zu machen.
Über das Projekt ‚Macht mit, macht’s nach, macht’s besser – Eine Militante Untersuchung am Jobcenter Neukölln‘ ist zu lesen, dass es neben einer Institutionenanalyse darum ging, am Jobcenter Neukölln mit „Menschen über Prekarisierung im Allgemeinen und die Erfahrungen am Jobcenter Neukölln im Konkreten ins Gespräch zu kommen“ (FelS 2011, 23). Die Untersuchenden stellten Fragen eines Fragebogens sich selbst und Personen, die sie an diesem Ort antrafen. Dieses ‚staatliche Amt‘ wurde demnach als Ort ausgewählt, um Menschen für die Entstehung von Widerstand zusammenzubringen, denn das primäre Ziel war es, „sich in soziale Auseinandersetzungen vor Ort einzumischen“ (ebd., 7). Die Wahl des Ortes und damit des Gegenstands der Untersuchung begründete sich folgendermaßen: „[A]uch in den Jobcentern findet jeden Tag eine soziale Auseinandersetzung statt, ein Kampf um Einkommen und Würde. Meist individualisiert und im Verborgenen wird auch hier um Lebensperspektiven und soziale Sicherheit gerungen – und nicht zuletzt um Respekt“ (ebd., 7). Vor diesem Hintergrund individueller Erfahrungen und Unsicherheiten hinsichtlich der Lebens- und Arbeitsbedingungen wurde versucht, „den Alltag zu erforschen und darin nach einem Gemeinsamen zu suchen, das als Ausgangspunkt für Forderungen und Kämpfe dienen kann“ (ebd., 15f.). Eine solche Untersuchung sieht sich demnach „nicht der vermeintlichen Objektivität der Wissenschaft verpflichtet, sondern der Parteilichkeit im sozialen Konflikt“ (ebd., 15). So wurde mit einer ‚Versammlung gegen das Jobcenter Neukölln‘ versucht, „einen offenen Raum [zu] schaffen, in dem die Teilnehmer_innen ihre Anliegen und Widerstandsstrategien austauschen, sich gegenseitig unterstützen, gemeinsam Aktionen machen können“ (ebd., 58). Zu lesen ist auch vom Anspruch, die Untersuchung mit der aktivistischen Organisierung zu kombinieren und in dieser Kombination durch regelmäßige Versammlungen nach Handlungsfähigkeit zu suchen: „Dient die Untersuchung zunächst ‚nur‘ dazu, die bereits vorhandenen Konflikte sowie ihre Sprache zu entdecken, soll die Organisierung – im Idealfall – der Ausweitung und Verallgemeinerung der Konflikte dienen.“ (ebd., 57). Doch in diesem konkreten Fall wurden die Versammlungen nach einiger Zeit eingestellt, denn „eine gemeinsame Dynamik blieb aus“ (ebd., 58).
Wenn auch aus völlig anderen Motiven heraus, wird in diesem Beispiel ebenso ersichtlich, dass zwei miteinander in Verbindung stehende Sachen im Mittelpunkt stehen, wovon die Untersuchung der einen (Unterdrückung im Jobcenter Neukölln) im Dienste der anderen (politischer Kampf gegen die Unterdrückung im Jobcenter Neukölln und im Allgemeinen) steht. Untersuchungen dieser Art verstehen sich dezidiert als Wissensproduktion, um in soziale Prozesse einzugreifen, sie stehen „im Dienste der Beforschten bzw. der sich selbst Untersuchenden“ (Knittler 2013, 79) oder nehmen dies zumindest an. In der ‚Versammlung gegen das Jobcenter Neukölln‘ geht es um die Vereinigung für den politischen Kampf, welcher letztlich auch der Grund ist, die Untersuchung durchzuführen. Es ist also zu vermuten, dass dies die ‚eigentliche‘ Sache ist. Lässt sich dies als Dingpolitik lesen? Die Frage mündet in der Frage, ob die Unterdrückung am Jobcenter Neukölln als Streitsache behandelt wurde und die Akteur:innen versammelt hat, die in diesen Streit verwickelt sind. Dies war allerdings nicht der Fall, denn die Untersuchung hatte primär zum Ziel, an einem gemeinsamen Ort unterdrückte Akteur:innen zu verknüpfen, die dort individualisiert auftreten. Die Untersuchung fand statt unter der Annahme einer gemeinsamen Sache, die den politischen Kampf, der hinter der Untersuchung steht, mobilisieren und kollektivieren soll. Unterdrückung und politischer Kampf gegen Unterdrückung waren bereits Konsens und kein Konfliktstoff. Es ging nicht um die Kontroversität des Ortes, sondern um Vereinigung des Gemeinsamen für den Widerstand. Deshalb kann eine solche Untersuchung von den Untersuchenden nur als erfolgreich bewertet werden, wenn die Sache fortgeführt werden kann, denn die Erforschung besitzt keinen vom politischen Kampf unabhängigen Zweck, ihre „Fragen stellen sich immer aus einer bestimmten Perspektive heraus“ (ebd.). Und diese Perspektive ist eine des definierten politischen Kampfes und nicht die der streitenden Öffentlichkeit. Sich für die Sache eines politischen Kampfes einzusetzen ist etwas anderes als eine Sache in einer Versammlung öffentlich zu machen.

3.3 Sachen von Belang

Angelegenheiten und Belange sind der Allgemeinheit zugänglich und stehen der Öffentlichkeit zur Diskussion. Oder anders gesagt: Sachen sind nur von Belang, wenn sie eine Öffentlichkeit herstellen. Dies ist der Kern von Dingpolitik, den es nicht zu missachten gilt. Sachen rufen öffentliche Versammlungen hervor, sind in diesem Sinne Streitsachen. Etwas öffentlich zu machen, geschieht über und mit der Sache – oder in der Sache. Mit Dingpolitik verbindet sich also immer die generelle Frage, „wie man Dinge öffentlich macht“ (Latour 2005, 3). Hierzu hilft ein Hinweis auf den Begriff der ‚Republik‘: Zwar „[sind] Verfahren der Autorisierung und Legitimation […] wichtig, doch sie sind nur die Hälfte dessen, was nötig ist, um sich zu versammeln. Die andere Hälfte liegt in den Streitfragen selbst, in den Sachen, die zählen, in der res, die ein Publikum um sich schafft“ (ebd., 13). Wenn Forschungen und Untersuchungen als Dingpolitik in diesem Sinne verstanden werden, regt dieser Aspekt die Suche nach dem Politischen auf eine neue Weise an. Denn, wenn erstens Forschungen Versammlungen lediglich inszenieren und deren Akteur:innen und Sachen letztlich austauschbar sind, scheinen mir diese im vorgeschlagenen Sinne gerade als nicht dingpolitisch, da sie sich in erster Linie für den Weg der Autorisierung und Legitimation (von Wissen oder Handlungen) im Modus der Versammlung entscheiden. Wenn außerdem zweitens Untersuchungen von Sachen ausgehen, die für eine bestimmte Gruppe zählen, aber kein streitendes öffentliches Publikum um sich schaffen, können diese ebenfalls nicht als Dingpolitik qualifiziert werden. Es geht also gerade nicht darum, Forschung prinzipiell als Versammlung zu lesen, nur weil sich Akteur:innen in ihrer Sozialität um Sachen versammeln, sondern im Detail danach zu fragen, welche Sachen öffentlichen Streit als Forschung hervorrufen.
Mein Blick richtet sich deshalb auf das Forschungsprojekt ‚Das Bildnis eines behinderten Mannes‘. Es ist zu lesen, dass ein Bild als „historisches Objekt“ zum „Ausgangspunkt“ für ein transdisziplinäres Forschungsprojekt gemacht wurde, denn „alle Personen, denen das Bild […] vorgelegt wurde, [haben] nach erster Verwunderung oder momentanem Erstaunen spontan große Begeisterung gezeigt […]“ (Flieger und Schönwiese 2006, 7; H.i.O.). Diese Überraschtheit erlangte auch auf folgende Weise Ausdruck: „Dieses Bildnis, bisher wissenschaftlich nicht beschrieben oder erforscht, muss doch ein bedeutsames Dokument sowohl zur Geschichte von Behinderung als auch zur Kultur des Körpers seit der frühen Neuzeit sein!“ (ebd.). Zu lesen ist auch vom Anspruch, dass „Personen, die der Wissenschaft bislang als Forschungsobjekte gedient hatten, […] durch Aktionsforschung zu Subjekten in der Forschung“ (Flieger 2007, 21) werden sollten.
Für solche Projekte, die den Disability Studies zuzurechnen sind, stellt sich explizit die Frage, ob Betroffene Objekte oder Subjekte von Forschung sind.  Diese Frage ist mit der Beobachtung verbunden, „dass behinderten Menschen die gleichberechtigte Teilhabe (partizipatorische Parität) als ebenbürtige Forschungspartner*innen durch Ausschlussprozesse gesellschaftlich entzogen wird“ (Schönwiese 2020, 116). Die Antwort darauf ist, „partizipatorisch zu agieren – die Stimmen von Menschen mit Behinderungen zu stärken – und dies als Möglichkeit zu sehen, gesellschaftliche Widersprüche in der Forschungspraxis abzubilden“ (ebd., 127). Es stellt sich so die weitere Frage, ob mit der Forschung wirklich „reale Interessenskonflikte […] aufgearbeitet werden“ (ebd., 115) und ob „Emanzipation auch tatsächlich den gemeinsamen Bezugspunkt darstellt“ (ebd., 120).
Relevant wird nun, wie dieser Anspruch verfolgt werden konnte, indem das historische Objekt eine bestimmte Forschungspraxis hervorrief. Das Bild tritt ganz offensichtlich als Akteur auf und bringt explizit wissenschaftliche und nicht-wissenschaftliche Akteur:innen dazu, sich mit dem Objekt auseinanderzusetzen. Und diese Auseinandersetzungen mit diesem Objekt bewegten sich in sehr unterschiedliche, etwa künstlerische Richtungen, wie ein Dokumentarfilm zeigt (vgl. ABM 2008). Theoretischer Ausgangspunkt war die Kultur von Blicken, mit welchem das Ziel verfolgt werden konnte, die Verknüpfung historischer und gegenwärtiger Blickweisen zu analysieren. Da hierbei „die Rollen und Erwartungen nicht eindeutig und vordefiniert, sondern offen und experimentell angelegt waren, konnte ein Raum entstehen, in dem sich viele Personen auf ihre jeweils individuelle Weise und in dem für sie angemessenen Ausmaß einbringen konnten“ (Flieger 2007, 26). Dies führte auch zur Diskussion über die Relevanz der Erforschung des historischen Objekts und zur Frage, „ob überhaupt noch an der Interpretation des Bildes weitergearbeitet werden solle“ (ebd., 28).
Meines Erachtens nach lässt sich dieses Forschungsprojekt als Dingpolitik lesen, weil es hier der gemeinsame Belang des Blickes auf Behinderung ist, der sich im historischen Objekt manifestiert und aus diesem Grund zur wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Forschung aufruft. ‚Das Bildnis eines behinderten Mannes‘ versammelt Akteur:innen, die von dem Objekt betroffen sind bzw. deren Sache es ist, dem Objekt weitere Akteur:innen und Dinge hinzuzufügen und es transformiert das Objekt auf diese Weise selbst in eine neue Versammlung, die emanzipatorisch wirken soll. Denn Rezipient:innen konnten nach Abschluss des Projekts „Beziehungen und Vernetzungen herstellen zwischen Ausstellung, Katalog und Wörterbuch“ (Flieger und Schönwiese 2006, 9), wie zum Beispiel zum Fotograf Martin Bruch und seiner Serie ‚Bruchlandungen‘, in der er „unmittelbar nach jedem seiner Stürze als Geher, vom Tretrollen bzw. in weiterer Folge vom Rollstuhl ein Foto aus seiner Perspektive“ (Mürner und Schönwiese 2006, 32) macht. Verweise auf das Wörterbuch sind auf dieser Seite: ‚Blick (Der emanzipierte)‘; ‚Disability Culture‘. Die öffentliche Ausstellung verfolgte mit der Ermöglichung solcher Assoziationen den Anspruch, Betrachtungsweisen von Behinderung zu verschieben. Diese Verschiebung bestand „darin, dass man/frau vom Sammlungsobjekt zum Dokument der Existenz, von der medizinischen Diagnose zur kulturellen Bedeutung, von der Fürsorge zur Teilhabe, von der Fremdbestimmung zur Aufmerksamkeit für Autonomie wechselt“ (Mürner et al. 2006, 20).

3.4 Sachen der Sorge

Die angesprochene Frage der Betroffenheit rückt nun die Beziehung von Akteur:innen zu ihren Sachen in den Vordergrund. Aus diesem Grund möchte ich mich im Rahmen feministischer Theorien dem Aspekt der Sorge als Suche nach den Schwierigkeiten der Artikulation von Belangen zuwenden. Für Maria Puig de la Bellacasa (2017, 168) „bedeutet das Generieren von Sorge, auch Teilnehmer_innen und Fragen mitzuzählen, die es nicht geschafft haben oder es möglicherweise nicht schaffen werden, ihre Belange zu artikulieren, oder deren Arten von Artikulation auf eine Politik hinweisen, die in den vorherrschenden Verständigungsweisen ‚unwahrnehmbar‘ ist“ – und dies gerade nicht als Fürsorge. Der Dokumentarfilm zum Forschungsprojekt ‚Das Bildnis eines behinderten Mannes‘ (vgl. ABM 2008) zeugt von einer solchen Sorge, denn er stellt die Forschungspraktiken von Akteur:innen vor, die sich je unterschiedliche Weise vom ‚Bildnis eines behinderten Mannes‘ affizieren haben lassen und selbiges in wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Darstellungen und Verknüpfungen zum Sprechen bringen. Der Blick wurde von Beginn an über das historische Objekt hinaus geweitet, es konnte als eines zur Sache der Forschung werden, das mehreren Akteur:innen (Re-)Affizierungen ermöglichte und auf diese Weise bisher abwesende Belange aufrief, die „nicht einfach ein Hinzufügen ‚vorgefertigter‘ Erklärungen für ihre Abwesenheit“ (Puig de la Bellacasa 2017, 170) waren.
Puig de la Bellacasa (2017) fügt den Versammlungen von Sachen von Belang nun einen ethisch-politischen Aspekt und damit eine Dimension von Macht und Affekt hinzu und spricht aus diesem Grund von Sachen der Sorge. So „ist das Transformieren von Dingen in Sachen der Sorge eine Art, sich mit ihnen in Beziehung zu setzen, sowie unweigerlich von ihnen affiziert zu werden und ihr Potenzial zu verändern um andere zu affizieren“ (ebd., 179). Mit dieser sorgetragenden Perspektive soll nach den ‚vernachlässigten Dingen gefragt werden um zu versuchen, diese ‚einzubinden‘ (vgl. ebd., 167). Sie regt an, sich von ihnen affizieren zu lassen, aber auch in die Netze, die diese vernachlässigten Dinge ausdehnen, einzugreifen, sie anders zu schneiden oder möglicherweise Komponenten abzuschneiden, um der Verpflichtung nachzukommen, „zu zeigen, wie die Herrschaftsformen die Konstruktion der Dinge beeinflussen“ (ebd., 173). Die Frage von Macht drückt sich dabei auch als eine von Standpunkten (vgl. ebd., 171f.) aus, als die Frage, wo ich in der mich und andere Akteur:innen versammelnden Sache stehe.
Das ‚Bildnis eines behinderten Mannes‘ zeigt nachhaltig, wie es zum Akteur eines Forschungsprozesses wurde und sich als dieser stetig in seiner Position veränderte. Während es sich auf materieller Ebene bereits historisch wandelte – etwa zeugte das Objekt davon, dass ein Teil des dargestellten Körpers über Jahre flexibel mit Papier verdeckt wurde –, veränderte es sich nun auch auf semiotischer Ebene: Es bekam einen neuen Titel – zuvor wurde es als ‚Bildnis eines Krüppels‘ bezeichnet (vgl. ABM 2008). Es zeigt sich mal als Ding, Objekt oder Sache: Als konkret-materielles Ding, das in soziale Handlungen verwickelt ist; als Sache von Belang, indem es öffentlich wird und (forschende) Versammlungen hervorruft, als Sache der Sorge, indem es affiziert wird und mit vernachlässigten Dingen und Stimmen verknüpft wird; als Forschungsgegenstand und Wissensobjekt, da es materiell-semiotisch umstritten ist. Egal welche Position es als Ding, Sache und Objekt einnimmt, es ist wesentlich, ihm den Status eines Akteurs zuzugestehen (vgl. Haraway 2017, 396). Die Frage der Materialität, die im diskutierten Fall sicherlich relevant ist, ist dabei prinzipiell zweitrangig. Es geht mit Donna Haraway (2017, 399) ganz grundlegend um die Frage, wie „die in Wissensprojekten erforschte Welt […] [als] eine aktive Entität“ verstanden werden kann. Was unter anderem dies für Inklusionsforschung als Versammlung bedeuten könnte, soll nun abschließend diskutiert werden.

4. Inklusionsforschung als Versammlung von Dingen, Sachen und Objekten

Das Politische zeigte sich nun erstens in der Unbestimmtheit und Kontroversität von Forschungsbeziehung(sweis)en. Zweitens wurde dieser Aspekt so gewendet, dass eine bestimmte Forschungsbeziehungsweise in den Blick gerät: diejenige, von den Dingen, Sachen und Objekten aus zu denken. Das experimentelle Forschungsdinner scheint in seiner Unvoreingenommenheit zu viele Dinge zu verhandeln, während die Militante Untersuchung am Jobcenter zu engagiert in einer Sache arbeitet, um als Dingpolitik qualifiziert werden zu können. ‚Das Bildnis eines behinderten Mannes‘ bewegt sich gerade zwischen diesen beiden Polen. Inwiefern das Konzept der Versammlung nun für Inklusionsforschung fruchtbar gemacht werden kann, gilt es zu erarbeiten – etwa unter der Fragestellung, wo das Demokratische einer solchen Forschung zu verorten wäre.[1] Im Kontext der Auseinandersetzungen dieses Textes stellen sich nun folgende Fragen: Wie bringen mich (wirkliche) Dinge zum Forschen? Was bedeutet es, Sachen von Belang und der Sorge als Forschungsobjekte hervorzubringen? Wie könnten die (forschenden) Versammlungen dieser Dinge, Sachen und Objekte aussehen? Sie werden allerdings keine normativen Antworten hervorrufen, sondern bieten in ihren Verhältnissen zueinander die Möglichkeit darüber nachzudenken, was sie für Inklusionsforschung als Versammlung bereithalten.
Der Akteursstatus der Dinge, Sachen und Objekte verweist auf die zentrale Infragestellung, die die hier ausgebreitete Perspektive mit sich bringt: Die Differenz und Beziehung von Forschungssubjekt und Forschungsobjekt. Die Differenz zu verweigern würde bedeuten, dass es keine für Forschung, Erkenntnis und Wissen spezifische Beziehungsweise gibt. Mit den Einsätzen Latours kann sie jedoch als Zusammenspiel von menschlichen und nichtmenschlichen Akteur:innen, deren Beziehungsweise nicht notwendig stabil ist, reartikuliert werden. Mir geht es darum zu fragen, ob und wie Dinge, die wahrgenommen und erfahren, die gesehen werden, sich als Objekte/Gegenstände forschenden Akteur:innen ‚entgegen-stellen‘ (vgl. Roßler 2016, 78). Und ob sie eine aktivere Rolle in Forschungs- und Erkenntnisbeziehungen einnehmen können oder ob wir weiterhin davon ausgehen, dass „ein Wissens-‚Objekt‘ ein passives und träges Ding sei“ (Haraway 2017, 396). Letzteres führt immer dazu, die „Macht des Erkennenden“ (ebd., 397) zu erneuern, denn die Welt wird dann objektiviert, „sie muss Rohmaterial sein für die Selbstherstellung des einzigen sozialen Wesens der Wissensproduktion, des menschlichen Erkennenden“ (ebd.). Haraway fügt dieser Verweigerung der ‚analytischen Tradition‘ einen weiteren politischen Aspekt hinzu: Den Anspruch der Destabilisierung des entdeckenden Forschersubjekts hin zur Etablierung von ‚Apparaten‘ (oder mit Latour: Akteur-Netzwerken) der Wissensproduktion.
Wenngleich diese Infragestellung vergeschlechtlichter Forschungstraditionen und Erkenntnistheorien ohnehin ein Anspruch der Inklusionsforschung sein könnte, der „[…] unsere Beziehung zu den ‚Objekten‘ der Forschung heraus[fordert]“ (Puig de la Bellacasa 2017, 178), liegt ein entscheidendes Argument dieses Textes in der Frage, wie Inklusionsforschung versucht, „die objektivierte Welt zu reaffizieren“ (ebd., 180), oder: wie sie dem ‚andrängenden Wirklichen‘ begegnet. Meines Erachtens gelingt ihr das nur, wenn sie einer Wissens- und Erkenntnispolitik folgt, die Dinge, Sachen und Objekte als „Konstruktion und Realität“ (ebd., 145; H.i.O.) versteht und sich gegen die ‚Entdeckung‘ des Wirklichen und die ‚Entlarvung‘ des Wirklichen als Konstruiertes richtet. Forschung hängt dann weniger von solchen Logiken ab, „sondern von einer machtgeladenen sozialen Beziehung der ‚Konversation‘“ (Haraway 2017, 399). Und eine solche Konversation zu beginnen kann ganz unterschiedlich aussehen und legitimiert werden – eine Möglichkeit stellt das Forschungsprojekt ‚Das Bildnis eines behinderten Mannes‘ dar. Was könnte es nun also bedeuten, diese Beziehung als eine der Nähe zu praktizieren, also zu versuchen, näher an die Dinge und Objekte heranzukommen? Meine Argumentation gab hierfür die Antwort, sie als Sachen der Sorge und von Belang zu behandeln, da sich dann die Frage des Affektiven und des Öffentlichen jener Sachen aufdrängt. Vielleicht sensibilisiert der Aspekt des Affektiven dafür, die je eigenen Beziehungen zu den Dingen als Objekte von Forschungen zu befragen, so verweist der Aspekt des Öffentlichen doch auch darauf, dass es eine kollektive Frage des umstrittenen Feldes der Inklusionsforschung ist, darüber zu streiten, welche Angelegenheiten eigentlich gemeint sind, wenn wir uns im Zeichen von ‚Inklusion‘ versammeln, verketten und vereinigen (vgl. Boger 2019, 82). Oder anders formuliert: Was wird zum Gegenstand von Inklusionsforschungen, weil es die Sache der Inklusionsforschung ist?
Es gilt also die Beziehungen zum Wirklichen und zu den Angelegenheiten zu überprüfen und beides auf die vorgestellte Weise – je nach Fokus – im Ding, in der Sache oder im Objekt zu verorten. Vielleicht kann auf diese Weise ein anderer Weg eingeschlagen werden, als jener, sich zwischen Unvoreingenommenheit und Engagement entscheiden zu müssen. Denn vielleicht ermöglicht der Anspruch, den Dingen, Sachen und Objekten Versammlungen als Forschung zu geben, die Differenz von Politik und Wissenschaft als Beziehung aufrecht erhalten zu können (vgl. Latour 2018, 192). Dann verbinden sich mit der Frage, wer sich auf welche Weise (warum) um was versammelt, analytische Perspektiven, vielmehr aber ein erkenntnis- und wissenspolitischer Anspruch an Inklusionsforschung. Dieser Anspruch liegt darin, nicht nur „zu ermitteln, was da ist, was in dem Ding besteht, das wir studieren, sondern auch darüber nachzudenken, was nicht darin enthalten ist und darüber, was dieses Ding werden könnte – zum Beispiel, wenn andere Teilnehmer_innen von ihm und in ihm versammelt wurden“ (Puig de la Bellacasa 2017, 171f.).
Die Politik der Versammlung konzentriert sich demnach (1) in der Entscheidung, welche Teilnehmer:innen (Akteur:innen) sich versammeln. Dabei ist es theoretisch nicht relevant, welche Akteur:innen zu den Versammlungen hinzugefügt werden: Texte, Konzepte, Gegenstände, Institutionen, Gruppen, bestimmte Personen und/oder politischen Bewegungen. Bedeutsam ist, durch sie und ihre jeweiligen Stimmen eine Sache in ihrer Vielheit „zum Sprechen zu bringen“ (Latour 2018, 125; H.i.O.) – diese also in ihrer Heterogenität zu entfalten. Sie zeigt sich (2) sodann in der Entscheidung, welche der Stimmen die Sache (neu) ordnen sollen. So kann es sicherlich Gründe geben, manche Stimmen mehr als andere zu beachten, um dafür zu streiten, dass ‚ein Ding etwas Bestimmtes werden könnte‘. Diese Form der Hierarchisierung wäre sodann der Ort, an dem normative Theorien der Inklusion (vgl. Dederich 2021) ihre Bedeutung entfalten könnten. Es gilt deshalb herauszuarbeiten, auf welche Weise dem Konzept der Versammlung eine „öffnende Normativität“ (Geldner 2020, 246; H.i.O.) – wie sie radikaldemokratischen Theorien zugeschrieben wird – impliziert, die für empirische und theoretische Inklusionsforschung produktiv sein könnte. 
Inklusionsforschung könnte dann bedeuten, „in dem Sinne Politik zu machen, daß sie versammelt oder zusammensetzt, woraus die gemeinsame Welt besteht. Die heikle Frage besteht darin zu entscheiden, welche Art von Versammlung und welche Art von Zusammensetzung gebraucht werden“ (Latour 2014, 440). Sich auf diese Weise mit Versammlungen von Dingen, Sachen und Objekten als Inklusionsforschung an der Zusammensetzung und damit an der (Wieder- und Neu-)Versammlung der Welt, des Sozialen, des (Inklusions-)Pädagogischen (vgl. Boger 2018, 72) zu beteiligen, ist eine wesentliche Aufgabe von Inklusionsforschung. Oder wie es Sabine Hark (2021, 35) uns aufgibt: „Zu verstehen, was uns als andrängendes Wirkliches nahegelegt wird, und Wissen über jene Verhältnisse der Verhinderung hervorzubringen, ist die eine Aufgabe. Die zweite ist, andere Sachverhalte zu bilden und als neues andrängendes Wirkliches nahezubringen“.

5. Literatur

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Boger, Mai-Anh (2018): Die Politik und das Politische der Inklusionsforschung. In: Walm, Maik; Häcker, Thomas; Radisch, Falk; Krüger, Anja (Hrsg.): Empirisch-pädagogische Forschung in inklusiven Zeiten. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 64-75.
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Reimers, Inga (2014): Wer versammelt wen? Die Forschungsversammlung als ethnografisches Experiment. In: Regula Valérie Burri, Kerstin Evert, Sibylle Peters, Esther Pilkington, Gesa Ziemer (Hrsg.): Versammlung und Teilhabe. Urbane Öffentlichkeiten und performative Künste. Bielefeld: transcript, 197-214.
Roßler, Gustav (2016): Kleine Galerie neuer Dingbegriffe: Hybriden, Quasi-Objekte, Grenzobjekte, epistemische Dinge. In: Georg Kneer, Markus Schroer und Erhard Schüttpelz (Hrsg.): Bruno Latours Kollektive, 2. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 76-107.
Schönwiese, Volker (2020): Partizipativ und emanzipatorisch. Ansprüche an Forschung im Kontext der Disability Studies. In: David Brehme, Petra Fuchs, Swantje Köbsell & Carla Wesselmann (Hrsg.): Disability Studies im deutschsprachigen Raum. Zwischen Emanzipation und Vereinnahmung. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, 114-131.

[1] Eine Systematisierung meiner methodischen Interpretation der ‚neuen Gewaltenteilung‘ im Rahmen des ‚Parlaments der Dinge‘ (vgl. Latour 2018, 127f.) steht noch aus. Gerade die Differenzierung und Beziehung von Sein und Sollen bzw. Tatsachen- und Wertbegriff im Rahmen eines mehrschrittigen Verfahrens ‚einbeziehender‘ und ‚ordnender‘ Gewalt könnte sich als produktiv für die Demokratisierung von Inklusionsforschung erweisen. Auf diese Weise widme ich mich in meiner Forschung pädagogischen Fragen ‚Assistiver Technologien‘.