Repräsentanz und Subjektivität im Kontext geistiger Behinderung

Autor/innen

  • Hendrik Trescher
  • Michael Börner

Schlagwörter:

Geistige Behinderung, Behinderung, Inklusion, Medien, Diskurs, Subjektivierung, institutionalisiertes Wohnen, Heim, Fernsehen, Öffentlichkeit, Wohnen, Institution, totale Institution

Abstract

Im vorliegenden Beitrag wird sich mit verschiedenen Konstruktionen von geistiger Behinderung auseinandergesetzt. Im Vordergrund sollen dabei weniger sonderpädagogisch-paradigmatische, sondern vielmehr in der Lebenspraxis diskursiv hervorgebrachte Konstruktionen stehen. Ausgehend von einer kulturwissenschaftlichen bzw. diskurstheoretischen Perspektive, die geistige Behinderung nicht als naturgegebenes Faktum und individuelle Pathologie, sondern als sozio-kulturell gewachsene Differenzkategorie und Produkt machtvoller Diskurse versteht, wird in einem ersten Schritt exemplarisch die Frage aufgeworfen, welche Konstruktionen von geistiger Behinderung über den medial-öffentlichen Diskurs transportiert und damit zugleich auch innerhalb gesamtgesellschaftlicher Diskurse reproduziert werden. Bezug wird dabei auf die Ergebnisse einer Einzelfallanalyse genommen, die die exemplarische Analyse einer Ausgabe der TV-Talkshow Günther Jauch zum Gegenstand hatte. Hierauf aufbauend wird in einem zweiten Schritt der Frage nachgegangen, wo bzw. inwiefern sich diese medial vermittelten Konstruktionen ggf. in der Lebenspraxis von Menschen mit geistiger Behinderung widerspiegeln. In diesem Zusammenhang wird auf die Ergebnisse eines Forschungsprojekts rekurriert, das (unter anderem) die Subjektkonstruktionen von Menschen mit geistiger Behinderung im Rahmen institutionalisierter Betreuungsverhältnisse untersuchte. Im Zuge der Auseinandersetzung wird anhand von Auszügen aus den genannten Forschungsarbeiten aufgezeigt, dass geistige Behinderung sowohl in der medialen Öffentlichkeit als auch in der institutionalisierten Betreuungspraxis mitunter als naturgegebenes Wesensmerkmal definiert wird, welches von Passivität, Hilfsbedürftigkeit und scheinbar kindlicher Unmündigkeit geprägt ist. Der Beitrag verfolgt vor diesem Hintergrund das Ziel, sich mit der aus diesen diskursiven Praktiken hervorgehenden Subjektivität von Menschen mit geistiger Behinderung auseinanderzusetzen. Im Mittelpunkt steht dabei die theoretische wie praktische Erörterung dessen, was dies in Bezug auf den Vollzug von Inklusionsprozessen bedeutet bzw. wie Diskurse verändert werden könnten, um Inklusion, verstanden als krisenhafter Prozess der „Dekonstruktion von Diskursteilhabebarrieren“ (Trescher 2015, 333), voranzutreiben.

Autor/innen-Biografien

  • Hendrik Trescher
    PD Dr. Hendrik Trescher ist Soziologe und Erziehungswissenschaftler und wirkt an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Pädagogik bei kognitiven Beeinträchtigungen (geistige Behinderung/ Demenz); Methoden qualitativer Sozialforschung; Disability Studies, mit besonderem Fokus auf Theorien der Subjektgenese sowie Diskursforschung im Kontext von kognitiver Beeinträchtigung und anderen Marginalisierungsprozessen; Inklusionsforschung.
  • Michael Börner
    Michael Börner, M.A., ist Erziehungswissenschaftler und Doktorand im Projekt „Lebensentwürfe von Menschen mit geistiger Behinderung“ an der Arbeitsstelle für Diversität und Unterrichtsentwicklung (Frankfurt am Main) unter der Leitung von PD Dr. H. Trescher. Darüber hinaus arbeitet er an seinem Promotionsvorhaben „Leben mit geistiger Behinderung. Biographische Zugänge zu Lebensverläufen und Lebensperspektiven von älteren Menschen, die als geistig behindert gelten“. Seine gegenwärtigen Arbeitsschwerpunkte sind ‚(geistige) Behinderung im Kontext medialer Konstruktionen‘ sowie ‚Biographieforschung im Kontext geistiger Behinderung‘.

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Veröffentlicht

24.04.2016

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Rubrik

Artikel

Zitationsvorschlag

Repräsentanz und Subjektivität im Kontext geistiger Behinderung. (2016). Zeitschrift für Inklusion, 1. https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/341